Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 33
(PDF, 62 MB)
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zugunsten einer neuen Gründung praktisch aufgegeben? Vermutlich steckte der Zähringerherzog
dahinter: Er hatte seinen Einfiuss geltend gemacht. Tennenbach war ihm wichtiger als das
gleichfalls unter seiner Protektion stehende Frienisberg. Das neue Kloster wurde also uneingeschränkt
vom damals mächtigsten Mann im Breisgau gefördert.

Mit dem Kloster Tennenbach war im Breisgau ein dem neuen Zisterzienserorden angehörendes
Kloster entstanden, das sich einer breiten Unterstützung durch die breisgauischen Adligen
erfreute. Gute Voraussetzungen für weiteres Wachstum, was nichts anderes bedeutete als eine
Ausweitung der Besitzungen.

Klosterwirtschaft

Ein Benediktinerkloster verfügte über Ländereien, die es an einzelne Bauern oder andere Großgrundbesitzer
zur Bewirtschaftung gegen eine jährliche Abgabe verpachtete. Je mehr Immobilienbesitz
sich in den Händen eines Klosters befand, umso bequemer konnten die Mönche von
den Einnahmen leben. Dieses bequeme Leben war den Gründern des Zisterzienserordens ein
Dorn im Auge. Die Zisterzienser bauten nun ein auf klostereigene Kräfte gestütztes Wirt-
schaftsverfahren auf. Ziel war eine auf Eigenbau basierende, weitestgehende Autarkie der einzelnen
Zisterzienserklöster. Besitz und Erwerb von Ländereien und anderen Immobilien wie
zum Beispiel Wälder, Weinberge, Wiesen, Äcker aber auch Wasser waren grundsätzlich nur für
den Eigenbedarf gestattet.

Die Immobilien der Zisterzienserklöster wurden daher durch ihre so genannten Grangien
bewirtschaftet. Diese zum Teil riesigen landwirtschaftlichen Großbetriebe wurden durch eigene
Laienbrüder - von den Zeitgenossen als Conversen bezeichnet - und gegebenenfalls
bezahlten Lohnarbeitern betrieben. Die Erträge verkaufte man, insofern sie über den Eigenbedarf
hinausgingen, auf den regionalen Märkten. Da die zisterziensische Wirtschaftsform
viel Überschuss produzierte, gelangte durch diese Vermarktung viel Geld in die Klosterkasse.

Solch ein selbst bewirtschafteter Hof stand auch hier in Kenzingen. Das Tennenbacher Güterbuch
nennt eine Grangie in Altenkenzingen, also in der vorstädtischen Siedlung neben der
neuen, 1249 gegründeten Stadt (Abb. 5). Vermutlich gelangte er - und die dazugehörenden
Ländereien - durch die Herren von Osenberg oder deren Dienstleute an die Mönche. Selbst im
Jahr 1287, also fast 40 Jahre nach der Stadtgründung, wurde diese Grangie noch immer mit
eigenem Personal bewirtschaftet. Der Verwalter war damals Bruder Hermann der Rebmann.
Sein Name zeigt auch deutlich, was hier vor allem produziert wurde: nämlich Wein.

Dass sich dieses Unternehmen so lange als Eigenbetrieb hielt, ist erstaunlich. Denn schon Jahrzehnte
zuvor - im Jahr 1208 - hatten die Zisterzienser auf ihrem Generalkapitel mit dem
Ordensgrundsatz „nicht von fremder Arbeit leben zu wollen" gebrochen. Nunmehr wurde den
Klöstern gestattet, Ländereien, deren Ertrag zu wünschen übrig ließ oder die zu weit vom Kloster
entfernt lagen, gegen Zins zu verpachten. So wandten sich die Zisterzienserklöster mehr
und mehr von der Grangienwirtschaft ab und verlegten sich auf die alte, grundherrliche Wirtschaftsform
. Diesem Trend der Zeit schloss sich auch das Kloster Tennenbach an.

Dieser Umstellungsprozess lässt sich exemplarisch an den Kenzinger Besitzungen verdeutlichen
. Von 1288 bis 1328 wurde nämlich der eigenbewirtschaftete Hof aus dem Dorf Altenkenzingen
heraus in die Stadt hineinverlegt. Dies gelang nicht ohne Schwierigkeiten. Denn ein
Dienstmann des Klosters, der Kenzinger Bertold Stehelin und dessen Nachkommen, stritten
sich mit dem Kloster jahrzehntelang um das Grundstück und die Häuser, die den künftigen

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