Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 37
(PDF, 62 MB)
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Nachfolger Zenlins als Abt des Klosters Tennenbach war ein gewisser Johannes Lepus. Was
bedeutet Lepus? Es ist ganz einfach die lateinische Bezeichnung für „Hase". Also hieß der 12.
Abt Johannes Hase. Und damit nähern wir uns erneut der Kenzinger Geschichte. Denn auch
hier lebte eine Familie namens Hase. Das Tennenbacher Güterbuch hilft weiter. An Ostern
1326 wurde ein gewisser Johannes Hase in das Kloster aufgenommen. Sein gleichnamiger
Vater - also auch Johannes Hase - spendete hierfür jährliche Zinseinnahmen. Nach den Kriterien
für die Aufnahme in den zisterziensischen Mönchsstand musste Johannes damals frei von
körperlichen Schwächen sowie von ehelicher Geburt sein, er konnte lateinisch lesen sowie
schreiben und hatte mindestens das 18. Lebensjahr vollendet. So schrieben es die Aufnahmestatuten
vor. Dieser 12. Abt mit Namen Johannes Hase stammte also aus der Kenzinger Familie
Hase. Er fungierte von 1353 bis 1368 als Abt. Und verlebte seine beiden letzten Lebensjahre
krankheitsbedingt im Kloster Wonnental. Dort starb er 1370.

Akribische Studien der überlieferten zeitgenössischen Urkunden und Güterbucheinträge lassen
die Kenzinger Familie Hase deutlicher in das Licht der Geschichte treten. Der Vater des späteren
Abtes - wie bereits erwähnt auch mit Namen Johannes Hase - ist von 1326 bis 1338 als
Kenzinger Ratsmitglied nachzuweisen. Er war ein angesehenes, aber nicht herausragendes
Mitglied dieses kommunalen Gremiums. Die Hases waren ursprünglich üsenbergische Dienstleute
und wohnten schon vor der Stadtgründung im Dorf Altenkenzingen. Wohl mit der Stadt-
werdung siedelten sie in die neu gegründete Stadt über und übernahmen hier sicherlich auch
Verwaltungsaufgaben im Dienste der Stadtherren. Dadurch stiegen sie in die städtische Führungsschicht
auf. Die Mutter des Abtes hieß Adelheid. Ihr Bruder, also der Onkel des Abtes,
war hier Metzger. Demnach gehörte sie zu einer Kenzinger Metzgersfamilie. Der Tennenbacher
Abt Johannes Hase stammte somit aus einer wohlhabenden und angesehenen Kenzinger
Bürgerfamilie.

Johannes Hase war der Abt der Tennenbacher Umbruchzeit. Unter seinem Vorgänger Zenlin
tätigten die Mönche immense Besitzerwerbungen. Unter Abt Hase kamen nur noch einige
wenige, allerdings lukrative Zugewinne hinzu. Die Aktivitäten konzentrierten sich auf den
nördlichen Breisgau und das nordwestlich vom Kloster gelegene Gebiet. Dies waren Besitzar-
rondierungen im Umkreis von maximal einer Tagesreise um das Kloster. Im Laufe der 1360er-
Jahre, also unter Abt Hase, trat eine deutliche Stagnation der klösterlichen Wirtschafts- und
Anziehungskraft ein. Erst wieder zur Mitte des 15. Jahrhunderts kann man kurzfristig eine
Erholung konstatieren. So stellt sich die Abtszeit des Kenzinger Abtes Johannes Hase als eine
deutliche Zäsur dar. Während seines Abbatiats stand Tennenbach auf dem Höhepunkt seiner
Wirtschaftskraft und seines Einflusses. Der Klosterbesitz hatte einen nie zuvor gekannten
Umfang erreicht. Zugleich begann aber schon in seinen letzten Amtsjahren eine deutliche Stagnation
, ja der Niedergang des Klosters.

Was waren die Ursachen? Entscheidend war die Pestwelle, die ab 1348 den Breisgau erreichte
. Sie führte zu einem deutlichen Bevölkerungsrückgang und zu einer Abwanderung der ländlichen
Bevölkerung in die Städte. Erste Konsequenz: Es war nun schwieriger, Pächter für die
Klostergüter zu finden. Landwirtschaftliche Güter lagen brach und erbrachten infolgedessen
keinen Ertrag mehr. Dazu kam eine Wertminderung der Naturalzinsen infolge fallender Getreidepreise
. Da zahlreiche Abgaben dem Kloster als Getreidezinsen zuflössen, traf auch dies die
Klosterkasse. Durch die Todeserfahrungen der Pest wandte sich die Bevölkerung nun in verstärktem
Maße den jungen Bettelorden zu - wie zum Beispiel Dominikaner oder Franziskaner.
Diese agierten seelsorgerisch in den Städten. Ebenso richtete die städtische Bevölkerung ihr
Augenmerk nun verstärkt auf die kommunalen kirchlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel

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