Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 38
(PDF, 62 MB)
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das eigene Spital, Altäre in der Stadtkirche oder Almosenstiftungen. Hier konnten die Bürger
sehen, wofür ihr Geld verwendet wurde. Man spendete in Krisenzeiten eher den Orden und
geistlichen Institutionen, deren Gebetstätigkeit sichtbar war beziehungsweise deren karitative
Leistungen dem Spender selbst zugute kommen konnten.

Wie Johannes Hase in dieser Krisenzeit agiert oder evtl. nur reagiert hat, wissen wir nicht.
Hatte er vielleicht durch unkluges Handeln den Schaden für das Kloster vergrößert? Oder war
genau das Gegenteil der Fall? Hatte vielleicht Johannes Hase so agiert, dass Tennenbach die
Krise zur Mitte des 14. Jahrhunderts verhältnismäßig gut überstand? Sicher ist auf jeden Fall,
dass mit dem Ende der Abtszeit des Johannes Hase das Kloster Tennenbach seinen Zenit überschritten
hatte. Ab 1370 kann man eigentlich nur noch von Stagnation, wenn nicht sogar
Niedergang sprechen. Dies zeigt sich auch anhand eines weiteren Aspekts der Klostergeschichte
.

Vogtei

Geistliche Einrichtungen waren nach dem Verständnis des Mittelalters allein nicht rechtsfähig.
Die Mönche benötigten einen nichtkirchlichen Großen, einen Beschützer und Fürsprecher, der
die weltlichen Interessen des Klosters vertrat. Damit war natürlich der Handlungsspielraum für
ein Kloster erheblich eingeschränkt. Die Klöster bemühten sich daher auch, möglichst vogtfrei
zu werden, also alle ihre Belange in die eigene Hand zu nehmen. Ein Vogt bedeutete nicht nur
eine deutliche Einschränkung der eigenen Handlungsfähigkeit. Im Extremfall, und einen solchen
haben wir beispielsweise hier in Kenzingen vor uns, konnte ein Vogt auch Klostergüter
und Klostereinnahmen in die eigene Tasche stecken. Was eigentlich dem Kloster zustand, wanderte
in die Schatzkammer des Adligen. Geradezu Meister der Entfremdung von Klostereigentum
waren die Herren von Osenberg. Denn diese gründeten den Großteil ihrer Macht auf den
Besitzungen und Rechte des elsässischen Klosters Andlau.

In der Regel wurde der Klostergründer auch Vogt eines Klosters. Im Falle Tennenbachs hätte
demnach der Herzog von Zähringen als Vogt fungieren müssen. Dies war hier jedoch nicht der
Fall. Schon bald nach der Gründung zeigte sich nämlich, dass Tennenbach bemüht war, seine
Unabhängigkeit gegenüber den Machtansprüchen der Zähringer zu wahren. Es kam noch
schlimmer. 20 Jahre nach der Klostergründung hatte das Herzogshaus nachweislich begonnen,
sich gegen das Kloster zu wenden. Herzog Bertold IV. behinderte jahrelang den Übergang der
unter seiner Lehenshoheit stehenden Roggenbachischen Güter auf der Baar. Hier sei auch
nochmals daran erinnert, dass zwischen 1171 und 1180 der Zähringer dem Kloster den Boden
der späteren Stadt Neuenburg entriss. Vor allem zur Zeit Herzog Bertolds V. blieben die Beziehungen
zwischen dem Kloster und dem Herzogshaus überaus gespannt.

Tennenbachs erster Vogt war in dieser Situation eine extreme Provokation. Der Stauferkönig
Friedrich I. fungierte als Vogt. Dies war ein großer Vorteil für Tennenbach. In Streitigkeiten mit
lokalen oder regionalen Mächten konnte sich Tennenbach nun immer auf den König selbst als
höchste Instanz im Reich berufen. Diese vogteilichen Beziehungen zu den Staufern gründeten
auf der Aufsichtskompetenz des Klosters Salem über Tennenbach. Jedes Zisterzienserkloster
war einem anderen, älteren Kloster unterstellt. Dieses beaufsichtigte das jüngere Kloster und
führte in gewissen Abständen Visitationen durch. Ursprünglich war Tennenbach dem Kloster
Lützel verantwortlich. 1179 wurde es, ohne dass Gründe erkennbar sind, dem Kloster Salem
unterstellt. Diese Unterstellung ist als Vorstufe der Allianz Tennenbachs mit den Staufern zu
sehen. Denn auch Salem war eng mit den Staufern verbunden. Als 1214 König Friedrich IL von

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