Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 75
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0077
Ein „armer Vertribner aus Teutschland" 1633/34 in Frankreich*

Norbert Ohler

Im Jahr 1674 betont der Zisterziensermönch Konrad Burger in der „ Vorredt" zu seinem „Rais-
büechlin", er habe „v/7 Elendt ausgestanden; wie dann auch im Kriegswesen vil Leib- und
Lebensgfahren, in Schlachten, Parteyen, Hunger, Durst, Hiz und Kälten"; die alle zu beschreiben
, sei ihm „zue verdrüßlich". Daher wolle er Gott loben und danken, der ihn seit seiner
Jugend bis bald in das 62. Jahr „allezeit ohn einigen Schaden Leib und Lebens gnädiglich
behüetet" habe. Dem entspricht sein - in Anlehnung an Psalm 13 selbstgeprägtes? - Motto:
„ Misericordias Domini in aeternum cantabo. "

Der Autor und sein Werk

Burger gehört zu den vom Dreißigjährigen Krieg geschundenen Generationen. In seinem Rais-
büechlin spricht er nur kurz von seiner Jugend; im Hauptteil blickt er auf seine Reisen wie auf
seine Lebensreise bis in die 1670er Jahre zurück. 1613 als Sohn eines Notars in Freiburg geboren
, entfloh er mit zehneinhalb Jahren den „Streichen " eines Onkels in Schwaben, weil der ihm
„zue rau" war, durchstreifte Thüringen, die Pfalz, Württemberg und kam endlich zu Verwandten
nach Freiburg. Als die ihn wieder nach Schwaben schicken wollten, riss er ein zweites Mal
aus. Seit dem Winter 1622/23 zog er als „Junge" eines Offiziers jahrelang mit dem kaiserlichen
Heer Tillys durch Norddeutschland; hier hätten ihn aufgebrachte Bauern beinah als
einen von der verhassten Soldateska erschlagen.

Der Krieg hat Burger Mut und Zähigkeit, Ausdauer und List gelehrt, die er im Laufe seines
Lebens noch oft brauchen konnte - wie auch ein gesundes Selbstbewusstsein, das schon darin
sichtbar wird, dass er seine Erlebnisse für überliefernswert hält.

Mitte 1627 kehrte er zu seiner Familie zurück. 1629 trat er, ohne sich zu den Motiven dieses
Schrittes zu äußern, in das Zisterzienserkloster Tennenbach (bei Emmendingen) ein; 1631 legte
er die Mönchsgelübde ab.

Burgers Leben zeigt, dass die von Benedikt gebotene stabilitas loci und große Mobilität einander
nicht ausschlössen. Wie Tausende anderer Ordensleute floh er als junger Mönch vor der
Kriegsfurie und wanderte seit 1633 durch Frankreich, das kriegszerstörte Deutschland, Österreich
und die Schweiz. 1641 ernannte sein Abt ihn zum Beichtvater des Zisterzienserinnenklosters
Wonnental (bei Kenzingen). Von hier, später von dem etwa zehn Kilometer entfernten Tennenbach
aus war Burger jahrelang im Breisgau unterwegs, um beide Klöster vor weiterem
Unheil zu bewahren und Kriegsschäden zu beheben, um für das tägliche Brot zu sorgen und
Abgaben einzuziehen, um seinen Abt auf Visitationsreisen zu begleiten und Botengänge zu
machen. Später brachte er den während des Krieges heruntergekommenen Tennenbacher Hof
in Freiburg in Ordnung.

* Erstmals erschienen unter dem gleichen Titel in: Alemannisches Jahrbuch 1989/90. Räumliche Strukturen
im Wandel. Festschrift für Wolf-Dieter Sick. Teil A: Beiträge zur Landeskunde Mitteleuropas. Hrsg.
von Bernhard Mohr, Konrad Sonntag und Jörg Stadelbauer, Bühl (Baden) 1990, S. 91-104. Auf die in der
Erstfassung gebrachten Anmerkungen wird hier verzichtet.

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