Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 89
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0091
Exil. Pater Burger kümmerte sich um das Kloster und dessen Einkünfte. Er sorgte dafür, dass
weder das Kloster Tennenbach noch das Kloster Wonnental vollständig aufgehoben wurden. Er
beschreibt seine Erlebnisse in den letzten Kriegsjahren, u.a. die Belagerung von Freiburg 1644,
und seine Kontakte zu den Militärs. Dabei konnte er mit beiden Seiten verhandeln, denn als
Geistlicher war er oft zu Gast beim Oberst oder Kommandanten sowohl in Endingen als auch
in Kenzingen. Seine Furchtlosigkeit, Zivilcourage, verbunden mit Bauernschläue, List und Mut
sowie den französischen Sprachkenntnissen, halfen ihm in den unmöglichsten Situationen den
Krieg zu überleben. Wiederholt begab er sich in Lebensgefahr. Ein Beispiel dafür ist die Sicherung
der Beraine (Grundstücksverzeichnis mit Rechten und Lasten) des Klosters Tennenbach,
die er am 30. März 1644 in Breisach holte, um sie „aus der feinde händen zu bringen": „...
Und weil ich mit anderen Zinsen im Einziehen nit fortkommen konnte, habe ich dann die Ten-
nenbachische Erneuerungen und Register, welche zu Breysach auff der Kammer übel verwahrt
lagen, angeholt. " Es wurde Pater Burger erlaubt, die Zinserneuerungen (neu aufgeschriebenes
und ergänztes Pacht- und Zinsbuch) einzusehen, jedoch nicht mitzunehmen. Aber was macht
er? „... Indem er [= der Verwalter Kammerpräsident Zangmeister] von mir weg und in die Stue-
ben ging, stieß ich, meine Hosen und Hosensäck so voll, dass ich schier nicht gehen kondt und
ließ danach alle Erneuerungen in den Pfarrhof tragen. Den andrer Tag machte ich sie in einen
großen Sack zusammen, ging zu dem Komandanten und begerte ein Pass, darin stund, dass
man mich passieren soll mit allem, was ich mit mir tragen lasse. Hab also ein Weib bestellt,
welches mir den Sack nachher Kiechlinspergen tragen musst. "

Im Frühjahr 1645 holte er Abt Bernhard aus dem Schweizer Exil in Wettingen ab. Da das Kloster
Tennenbach unbewohnbar war, lebte der Abt in der Propstei Kiechlinsbergen und im Tennenbacher
Hof in Endingen10 (Anhang 2). Burgers Bericht bietet ein Zeitkolorit, ähnlich wie der
Simplicissimus von Grimmelshausen" oder auch die Berichte des Thomas Mallinger12. Pater
Burger war zu Fuß unterwegs. Die Entfernungen von Wonnental nach Kenzingen betrugen 0,5
km, nach Endingen 7 km, zum Kloster Tennenbach 10 km, nach Waldkirch und Geroldseck je
18 km, nach Breisach und Freiburg jeweils 22 km, nach Offenburg 33 km und nach Wolfach
sogar 35 km. Erst 1649 konnte er sich von seinem jüngeren Bruder ein Pferd kaufen. Der Bruder
ertrank am 5. Juli 1652 bei Sasbach im Rhein und wurde 13 Tage später bei Straßburg
gefunden. Am 15. Dezember 1653 wurde Pater Burger als Beichtvater in das Kloster in Lich-
tenthal entsandt. Nach 1 Vi Jahren kehrte er zurück, obwohl die Nonnen ihn gerne behalten hätten
. 1669 wurde er für ein Jahr Verwalter des Tennenbacher Hofes in Freiburg.

1674 begann Pater Burger seine Aufzeichnungen. Kriegsbedingt flüchtete der Konvent damals
in die Schweiz. Pater Burger floh im Sommer 1675 für fünf Wochen in das Kloster Friedenweiler
und im Sommer 1676 schließlich zuerst nach Freiburg, dann in die Schweiz.

Nach seiner Rückkehr erkrankte Pater Burger am 11. August 1679 und starb am 18. Januar
1680 im Kloster Wonnental. Er wurde in der dortigen Klosterkirche beigesetzt.

Der 30-jährige Krieg (1618-1648) im Breisgau - Überblick zum Ablauf

Die Auseinandersetzungen zwischen den Katholiken und Protestanten gärten seit vielen Jahren
, vor allem nach dem Scheitern des Reichstags in Regensburg durch den Auszug der protestantischen
Partei, in dessen Folge 1608 die „Union" gegründet wurde. Es folgte 1609 die Bildung
der katholischen „Liga". Damit polarisierten sich die Gegensätze. Der „Prager Fenstersturz
" führte dann schließlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen.

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