Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 91
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0093
den Kontributionen verlangt, d.h. Kriegsabgaben in Geld und in Naturalien. Durchziehende
Truppen verwüsteten immer wieder die Felder. Im Winter 1642/43 lagerten 1000 Soldaten und
im darauf folgenden Sommer sogar 2000 schwedisch-weimarische Soldaten in Kenzingen. Als
1646 die geforderten Kontributionen nicht mehr aufgebracht werden konnten, ließ der französische
Kommandant den Bürgermeister und drei Ratsherren nackend in den Hexenturm werfen
. Die Soldaten durften Beute machen, doch weil sie nichts mehr fanden, zündeten sie wiederum
die Stadt an. Erst im März 1649 - nach dem Friedensschluss 1648 in Münster und Osnabrück
- zogen die Schweden endgültig ab. Sie hinterließen in Kenzingen eine völlig zerstörte,
verarmte und entvölkerte Stadt.

Freiburg sah zuerst durchziehende habsburgische Truppen, jedoch führte die Knappheit an
Nahrungsmitteln zu einer Inflation20. Hinzu kam die Pest, die sich im Sommer 1627 zeigte. Erst
gegen Ende des Jahres 1628 war die Gefahr gebannt. Der schwedische Obrist Bernhard Schaf-
falitzki konnte Ende Dezember 1632 die Stadt einnehmen. Als Stadtkommandant wurde
Oberstwachtmeister Kanoffski eingesetzt. In den folgenden Monaten kamen viele Ehen der
protestantischen Besatzer mit katholischen Frauen zustande. Am 20. Oktober 1633 verließen
die Schweden Freiburg vor der heranrückenden spanischen Streitmacht. Das Jahr 1633 hatte
wiederum eine schwere Pestepidemie in die Stadt gebracht. Am 9. April 1634 standen die
Schweden erneut vor der Stadt und nahmen sie ein. Doch bereits am 18. September 1634 zogen
sie wieder ab. Zu Beginn des Jahres 1635 stellte sich die Krone Frankreichs offiziell auf die
antihabsburgische Seite. Die Jahre zwischen 1638 und 1644 waren durch zahlreiche Streifzüge
der verfeindeten Truppen im Land gekennzeichnet. Immense Verwüstungen und Hungersnöte
folgten. Ab 11. Juli 1644 wurde Freiburg von den Bayern belagert, am 29. Juli zog Oberst
Kanoffski nach Breisach ab. Vom 3. bis 5. August 1644 fand eine große Schlacht zwischen der
kurbayrischen Reichsarmee und der vereinigten französischen Armee Turennes und Enghiens
am Schönberg und Lorettoberg statt21. 1500 tote bayrische Soldaten und zwischen 5000 und
6000 gefallene Franzosen bzw. Weimarer blieben auf dem Schlachtfeld. Die Bedeutung der
militärischen Präsenz Bayerns, das Freiburg belagerte, war nicht abzuschätzen. Im November
1645 huldigte die Stadt Freiburg wiederum dem Haus Habsburg. Die Friedensverhandlungen
von Kaiser und Reich mit den Schweden in Osnabrück und mit den Franzosen in Münster sollten
erst drei Jahre später zum Ziel führen.

Das Raisbüchlein

Im Jahre 1674 verfasste Pater Konrad Burger seine persönlichen Erlebnisse2'. Die Niederschrift
beginnt mit dem Jahr 1632, als die Mönche fliehen mussten. Der Autor war inzwischen 61
Jahre alt und berichtete im Rückblick. Die Erzählung wurde abschnittsweise niedergeschrieben
, zuerst steht das Ergebnis oder eine Zusammenfassung dessen, was im Folgenden beschrieben
wird. Im Einzelfall gibt es Wiederholungen. Er verfasste außerdem eine Geschichte des
Klosters Wonnental24. Darin bezieht er sich auf Urkunden, die er selbst in den Händen hatte. Er
beginnt mit der Gründung durch die Üsenberger25. Seit 1254 gehörte das Kloster dem Zisterzienserorden
an. Pater Burger liefert damit gleichzeitig eine Liste der Äbtissinnen.

„Anno 1632 auff H. Creüztag alß den 14. sept. Sit das ganze Convent, außer zwo Frauwe und
den Convent Schwestere, aus dem closter gewichen, das erst mal gen freyburg in Thennenba-
cher Hoff, wohin auch das Convent von Thennenbach und das Convent von fridenweiler geflohen
gewesen. Hernach aber umb St. Barbara Tag seind sie widerumb heimgezogen. Aber
gleich dar auff haben sie widerumb aus dem Gottshaus in die Stadt Kenzingen fliehen müessen,

91


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0093