Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 93
(PDF, 62 MB)
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ser im Keller und das Getäfer verhauen und verbrennen. Sobald ich solches hörte, eilte ich mit
allen Kräften hinauf. [...] Dieweilen dan mir angezeiget worden (von eben demselben Dalcken)
wie so großer Schaden geschehe zu Kiechlinspergen an unsern Fenstern- und Thürgestellen im
Hoff, indeme umb wenig Bley willen alle stainene Gestell zerschlagen werden, und sowohl das
Bley als auch die eisernen Gitter hinweg gestohlen wurden [...] Da wir hinauskommen, fanden
wir alles wahr zu sein; da versprach er mir (ein Capitain der französischen Armee) solang sie
noch herumb bleiben, dass er das ganze Dorff under seinen Schutz und Schirm nemmen wöll,
alle Wochen ein und zweymal hinaus reiten oder Diener schicken wolle, die ein Obsehen
[Obacht] haben müssen, welche dann auch geschehen. Und vom der selben Zeit an ist kein weiterer
Schaden verspürt worden."

Am 12. November 1641 nahm er sein eigne bintel auff den rucke und zog nach Wonnenthal.
Nur Schwester Maria folgte ihm. „ Und weilen er das ganze Closter offen, voller müst und koth
fand, butzte er selbste das under schwarz thorstüblin aus, machte ihm ein ligerstatt darein, verflickte
die fenster so gut er kondt; und weile es schon kalte nächt gab, schlupfte er selbste in
den Ofen, welcher aller bauwfellig war und streichte ihn aus11." Er richtete auch eine Wohnung
und Lagerstatt für die anderen, die schließlich ins das Kloster zurückkehrten „wie wohlen in
eüßerster armut, großer gfahr, angst und noth". Für die Nahrung gingen sie betteln. Immerhin
gab es erstmals einen Saum Zehntwein aus Kiechlinsbergen und Endingen28. Diese etwa 132,1
1 Wein teilte der Pater bisweilen mit den Nonnen. Die Anwesenheit des Paters machte ihnen
Mut, sie begannen das Land urbar zu machen. Obwohl in den folgenden Jahren mehrmals Soldaten
in Kenzingen durchzogen, blieben die Nonnen doch im Kloster. Am 11. Februar 1642
kehrte Helene Löffler aus dem Exil im Kloster Rothhausen bei Luzern zurück. Im Juli 1642
ließ Pater Konrad die Dächer der Klosterkirche und der Abtei reparieren. Am 17. September
holte der Pater in Offenburg eine Schultochter ab. Sie brachte ein Pferd und eine Kuh als Aussteuer
mit. Auf Umwegen - durch das Geroldsecker Land - brachte er alles nach Wonnental.
Das Pferd verkaufte er, um zwei Zugstiere zu erwerben. Damit war der Anfang für die Landwirtschaft
gemacht. Der erste Klosterknecht war Hans Weiß aus Kiechlinsbergen. Der Herbst
war gering, der Pater erhielt nur 18 Viertel Zehntwein in Kiechlinsbergen und Endingen. Am
27. Oktober 1642 bekam er in Simonswald ein Kalb als Zins, das Startkapital für Viehhaltung
des Klosters Tennenbach.

Beide Armeen lagen 14 Wochen im Winterquartier in der Regio einschließlich dem Markgräf-
ler Land: Je 2000 Franzosen in Endingen und Waldkirch, 1000 Mann in Kenzingen:<). Die Soldaten
ernährten sich von Raubzügen im Land. Der Hunger der Soldaten ließ alle Schranken fallen
. Das Gotteshaus - damit ist wohl Wonnental gemeint - besaß 16 Stück Vieh, davon gehörte
ein Teil dem Kloster Tennenbach30. Das Vieh weidete zusammen mit den Pferden der Ken-
zinger Soldaten auf der Wonnentaler Weide. Im Frühjahr 1643, kurz vor Aufbruch, als es nirgendwo
mehr etwas Essbares gab, kam der französische Kommandant von Kenzingen „ein
böserfranzos" mit Offizieren in das Kloster Wonnental. Der Gottesdienstbesuch war nur vorgeschoben
, danach besichtigte der Kommandant das Vieh auf der Weide. Er wollte die Kalbin
kaufen, was der Pater ablehnte, worauf der Kommandant darauf hinwies, dass er es auch nehmen
könne. Als der Pater wenige Tage später nach Kenzingen kam, warnte ihn ein Marketender31
: Bei ihm würden Soldaten sitzen und trinken. Als Bezahlung hatten sie das Wonnentaler
Vieh vorgesehen. Pater Burger war gewarnt und brachte es im unteren Schlosshof der Burg
Lichteneck in Sicherheit. Der Kommandant, „obwohle er ein böser ketzer und Schwedischer
Man, jedoch war er gegen dem P. Conrad wohl affectioniert", versprach das Vieh aufzunehmen
und somit zu schützen. Die Enttäuschung der französischen Offiziere und des Oberst kann

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