Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 191
(PDF, 62 MB)
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Im Unterschied zum dendrochronologisch ermittelten Ergebnis stützen eine Reihe weiterer
Beobachtungen und Baubefunde im Bereich, wo West- und Südflügel aufeinander stoßen, die
Annahme, dass Ost- und Südflügel erst errichtet worden sind, als der Westflügel bereits gestanden
hatte. Wie anhand der Abbundzeichenfolge49 nachweisbar ist, fehlt heute dem Dachwerk
des Westflügels die südliche, abschließende Binderquerachse. Sie fiel offenbar dem Bau des
Südflügels zum Opfer, wobei entweder nur die Giebelwand entfernt und die Nordwand des
Südflügels einfach auf die südliche Abschlusswand des Westflügels gesetzt worden ist, oder
der Westflügel war um eine Fensterachse länger und mit einem Vollwalm abgeschlossen und
wäre dann um dieses Maß verkürzt oder überbaut worden. Im 1. Dachgeschoss von Hausnummer
5 ist das südliche Ende der Dachkonstruktion nicht einsehbar, im 2. Dachgeschoss ist
jedoch zu beobachten, wie das Mauerwerk des Südflügels gegen eine am Dachwerk befestigte
Bretterschalung gemauert worden ist.

Die erhalten gebliebene Bauzeichnung zum Westflügel (siehe vorausgehendes Kapitel) zeigt an
dessen südlichem Ende eine völlig andere Situation als heute: mit eigener Abschlusswand, mit
einer angedeuteten Eckquaderung und vermutlich mit Anschluss an einen hofseitig dem Süd-
flügel vorgelagerten Gang im Erdgeschoss. Die Planung wäre sicher ganz anders ausgefallen,
hätte der Südflügel damals bereits in der heutigen Form bestanden. Ähnliches gilt für die
schiefwinklig ausgerichtete westliche Abschlusswand des Südflügels, die den Westflügel in
gleicher Ausrichtung geradezu voraussetzt.

Ein weiterer Hinweis für eine zeitlich frühere Errichtung des Westflügels vor Ost- und Südflü-
gel lässt sich der Klosterchronik entnehmen, wonach man sich 1708 wegen Raummangels
gezwungen sah, "noch einen stockh auf das alte convent gebey auf bauen zu lassen, nehmlich
beider seütz zellen und in der mitten ein gang"-0. Schon allein die Anordnung mit Mittelgang
trifft nicht auf die bestehenden Flügel zu, die zuletzt alle einen hofseitigen Gang besessen
haben. Beim überwiegenden Teil der Bauzeichnungen des eingangs erwähnten Plankonvoluts
handelt es sich um sechs Planungen aus der Hand unterschiedlicher Zeichner, die alle als Varianten
zu ein und derselben Neuplanung erstellt worden sind5'. Einer der Plansätze ist mit dem
Namenszug von "Frantz Ruodhard" versehen, auf den die Pfarrkirche in Riegel zurückgeht",
die anderen sind unbezeichnet. Vorgesehen war in einer der Varianten die einfache Verlängerung
eines Gebäudeflügels, in den übrigen die Verlängerung in Verbindung mit einem rechtwinklig
ansetzenden, in einem Kopfbau endenden Flügel. An welcher Stelle die Baumaßnahmen
erfolgen sollten, lässt sich am heutigen Bestand nicht nachvollziehen. Da aber ein Gebäude
erweitert werden sollte, das einen Mittelflur mit Räumen zu beiden Seiten besaß, könnte es
sich um Erweiterungsplanungen handeln, die dem Neubau von Ost- und Südflügel vorausgegangen
sind.

Aus der Bezeichnung des Westflügels als "der so genannte alte Bau" im 1806 aufgestellten
Inventar könnte der Rückschluss gezogen werden, dass die anderen beiden Klausurflügel
damals als jünger eingeschätzt worden sind5'. Obwohl Ost- und Südflügel einen beträchtlichen
und bedeutenden Teil der Klosteranlage ausmachen, fand deren Erbauung in der Klosterchronik
keinerlei Niederschlag, was gerade im Hinblick auf die ausführlichen Angaben zum Westflügel
besonders verwundern mag. Einzig eine knappe Angabe auf einer heute verschollenen
Wonnentaler Gedenktafel scheint hier weiterzuhelfen: "Maria Caecilia Alexia II Schaalin [...]
hat wehrend ihrer 31 jährigen sehr lobwürdigen regierung die Abbtey theils repariret, theils
von grundaus, wie auch das ganze Dorment erbauet f...J^ ." Möglicherweise nimmt aber auch
eine weitere kurze Erwähnung im Wonnentaler Totenbuch hierauf Bezug55, wonach Äbtissin
Maria Caecilia Alexa Schaal "das alte Gebäu abbrechen und in die vier Eck das Kloster wieder
neuer Dinge, aus dem Fundament [...] auferbauen lassen". Aufgrund des völligen Fehlens

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