Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 223
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0225
Das Dachwerk des Beichtvaterhäuschens von 1530

Burghard Lohrum

Das eher unscheinbare, durch mehrere Anbauten veränderte Erscheinungsbild des so genannten
Beichtvaterhäuschens gab sein hohes Alter erst im Zuge der Untersuchungen, die vor dessen
Abbruch erfolgten, nach und nach preis. Dagegen bedurfte es nur eines kurzen Blicks in
den rauchgeschwärzten Dachraum, um zumindest im Ansatz die bislang unbekannte historische
Bedeutung des Gebäudes zu erkennen1. Zwischen den beiden massiven Giebeldreiecken
war nämlich ein mit Biberschwanzziegeln eingedecktes Satteldach abgezimmert, an dessen
Holzwerk viele Details zum historischen Arbeitsvorgang ablesbar waren, und das neben seiner
ausgesprochen seltenen Konstruktionsweise viel zur Vervollständigung der Baugeschichte des
Hauses beitragen konnte.

Dazu gehört an erster Stelle das relativ hohe Alter des vorhandenen Daches, welches sich nach
genauer Untersuchung nicht als das erste Dachwerk, sondern in Anlehnung an die leeren, in
den Massivgiebeln vorhandenen Firstpfettenlöchern als Ersatz eines älteren Vorgängerdaches
zu erkennen gab. Hinsichtlich der vorhandenen Konstruktion ergab die dendrochronologische
Untersuchung der verbauten Dachhölzer das Ergebnis, dass sie im Winter 1529 auf 1530 gefällt
und mit hoher Sicherheit im Verlaufe des Jahres 1530 verarbeitet wurden. Dieses Datum ist
insofern bedeutsam, als doch in Kenzingen bis zum heutigen Tag kein auch nur annähernd so
altes Dachwerk mehr erhalten ist.

Abgesehen von dem hohen, jahrgenau datierten
Abzimmerungszeitpunkt vermittelten einige am
Holzwerk angetroffene Befunde konkrete Hinweise
zum damaligen Holztransport. So wiesen einzelne
Hölzer schräg ausgeführte Bohrungen auf. Sie verliefen
knapp unter den Balkenkanten und dienten
ursprünglich zur Verzurrung einzelner, parallel ausgelegter
Kanthölzer zu großen Holzflößen. Die Verbindung
übernahmen so genannte Wieden, die aus
dünnen Nadelholzstämmchen durch Erhitzen und
Aufdrehen gewonnen wurden. In einem der Floßlöcher
steckte noch ein Stück einer solchen Wiede
(Abb. 1).

Eine bemerkenswerte Rarität stellte das Dachwerk
aber hinsichtlich seiner konstruktiven Ausbildung
dar. Das tragende Gerüst des aus Tannenholz abgezimmerten
Satteldaches bestand aus neun Sparrendreiecken
, welche sich jeweils aus einem quer zum
Firstverlauf verlegten Dachbalken und einem darauf
aufgeschlagenen Sparrenpaar zusammensetzten
(Abb. 2). Die so gebildeten Dreiecke waren in sich

Abb. 1: Floßloch mit Rest einer Wiede in stabil und in der La8e' alle wesentlichen Dachlasten
einem Sparren vom Dachwerk des so eigenständig aufzunehmen und in die traufseitigen
genannten Beichtvaterhäuschens. Außenmauern abzuleiten. In dieser Ausführung ist

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