Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
28. und 29. Jahrgang.2008/2009
Seite: 31
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2009-28-29/0033
Mönchtum im Mittelalter

Norbert Ohler

Als Mittelalter sei das Jahrtausend von etwa 500 bis etwa 1500 verstanden. In vieler Hinsicht
erscheint es uns als eine ferne Welt, und das Mönchtum als eine fremde Lebensform. Betrachtet
man diese ein wenig genauer, zeigt sich, dass wir ihr viel verdanken. Die 'Welt' außerhalb
der Klostermauern hat sich aus dem Schatz an Erfahrungen, den Mönche und Monialen (Nonnen
) gewonnen haben, gern bedient.

Seit der Antike bis in die Gegenwart haben sich Millionen von Frauen und Männern für ein
Leben 'wie die Apostel' entschieden. Radikal wollten sie mit Forderungen des Evangeliums
Ernst machen. Viele große Mönchgestalten sind bis in die Gegenwart bekannt. Benedikt von
Nursia (f um 560) hat in den 530er-Jahren eine ,Regel' verfasst, an der seit bald 1500 Jahren
Mönche und Monialen ihr Leben ausrichten; heute dient sie auch als Hilfe bei der Weiterbildung
von Führungskräften aus der Wirtschaft. Großer Verehrung erfreuen sich Hildegard von
Bingen (f 1179) und Franz von Assisi (f 1226). Angestoßen von dem berühmtesten Mönch der
Weltgeschichte, Martin Luther (f 1546), sind Klöster in Nord-, West- und Mitteleuropa weitgehend
untergegangen, in anderen Teilen der Welt hingegen von Neuem aufgeblüht. Vor einigen
Generationen haben evangelische Christen das Mönchtum als eine mögliche Lebensform
gleichsam 'wiederentdeckt'; erinnert sei an Taize in Burgund.

Aus dem außerordentlich vielgestaltigen Mönchtum sollen vor allem Benediktiner und Zisterzienser
betrachtet werden; beide haben die Regel Benedikts als Richtschnur gewählt, und beide
haben in unserer Gegend gewirkt. Kaum merklich haben sie sie an Menschen ihres Umfelds
weitergegeben, was sich bis heute bewährt. Zwei Beispiele seien genannt: Schon Benedikt hat
angeordnet, der Abt solle ein Inventar des Werkzeugs führen. Und: Mönche und Monialen
haben sich in zahllosen schriftlichen Verträgen mit Land- und Stadtbewohnern an das Recht
gebunden.

Von jeher haben christliche Mönche und Monialen sich nach Erreichen der Volljährigkeit mit
einem freiwillig geleisteten Gelübde zu Armut, Keuschheit und Gehorsam verpflichtet; wer der
Regel Benedikts folgen wollte, hat zusätzlich Beständigkeit innerhalb der gewählten Gemeinschaft
gelobt. Diese Lebensform war im Mittelalter gesellschaftlich hoch anerkannt; sie mochte
deshalb auch auf Menschen anziehend wirken, die meinten, für die Ehe nicht geeignet zu
sein, aus welchen Gründen auch immer. Klöster haben auch Behinderten Entfaltungsmöglichkeiten
geboten; genannt seien Notker „der Stammler" (f 912) und Hermann „der Lahme"
(f 1054).

Auch an dieser Stelle möchte ich der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde in Kenzin-
gen e.V. für die freundliche Einladung zu dem Vortrag am 4. 9. 2007 in Kenzingen danken. Ausgehend
von Abbildungen, habe ich frei gesprochen; daher geben die folgenden Ausfuhrungen den Vortrag nicht
wörtlich wieder. Auf Einzelnachweise verzichte ich, weil sie in einer jüngst erschienenen Darstellung
zum Thema zu finden sind: Norbert Ohler, Mönche und Nonnen im Mittelalter, Düsseldorf 2008, 520 S.
- Die meisten Aussagen gelten für Frauen und Männer, auch wenn das nicht jedes Mal betont wird.
Die Abbildungen dieses Beitrags sind entnommen aus Die Pforte, 12./13. Jg (1992/93), S. 5-14, 16. Jg
(1996), S. 34, 69 sowie 26./27. Jg (2006/07), S. 67.

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