Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
28. und 29. Jahrgang.2008/2009
Seite: 32
(PDF, 48 MB)
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Die Mönchsgemeinschaften wollten an einem gegen die 'Welt' abgeschlossenen Ort beten und
arbeiten. Deshalb haben Mönche sich anfangs vor allem in der Einsamkeit niedergelassen; man
denke an St. Peter auf dem Schwarzwald, an Tennenbach bei Emmendingen und an die Insel
Reichenau im Bodensee. Frauenklöster wurden vorzugsweise innerhalb von Siedlungen oder
in deren Nähe gegründet: Wonnental unweit von Kenzingen, Marienau bei Breisach, Günterstal
bei Freiburg. Seit dem 13. Jahrhundert haben Bettelmönche die Städte als ihr Arbeitsfeld
erschlossen.

Ein geordneter Mikrokosmos

Einblick in das Leben von Mönchen gewährt der ,Klosterplan von St. Gallen' (Abb. 1). Um
830 auf der Reichenau gezeichnet, ist er heute in der Stiftsbibliothek St. Gallen zu sehen. Wer
sich bei einer Klostergründung oder -erneuerung nach dieser Zeichnung richtete, konnte sicher
sein, nichts Wesentliches zu vergessen.

Die von Benedikt gebotene klare räumliche Gliederung des Klosters ist im St. Galler Plan ausführlicher
durchdacht, als in Worte gefasst werden kann. Die Vielzahl der durch Bild und
Schrift bestimmten Gebäude spiegelt die Gliederung der Gemeinschaft und deren Aufgaben.
Vieles versteht sich fast von selbst; doch man ahnt, dass sich im Plan auch Spannungen
abzeichnen; er zeigt das Kloster als einen in sich geschlossenen Bereich und als eine auf die
'Welt' ausgerichtete und in sie eingebundene Institution.

Der Gebetsraum der Mönche, den Benedikt nur knapp erwähnt, beherrscht den Plan. Von den
Räumen des Konventes und vom Haus des Abtes fuhren direkte Zugänge zur Kirche; die
Gemeinschaft Erwachsener, der das Kloster als Ganzes anvertraut ist, kann das Gotteshaus von
ihrem Wohnbereich aus betreten. Vom größeren, auch Laien zugänglichen Teil der Kirche ist
der Mönchschor abgetrennt. In ihm steht der Hauptaltar, von dem aus eine Treppe zur Krypta
hinabführt, in der die Reliquien der Heiligen ruhen, der Freunde Gottes und Schützer der Mönche
. Altäre, erkennbar an auffällig gezeichneten Kreuzen, machen es wahrscheinlich, dass der
Konvent zur Zeit der Entstehung des Planes schon zahlreiche Priestermönche zählte. Zu Lebzeiten
Benedikts waren diese noch in der Minderheit.

Rechts und links vom Chor sind Sakristei und Bibliothek in den Schutz des Gotteshauses einbezogen
. In der Sakristei werden liturgische Geräte, Bücher, Gewänder und all das aufbewahrt,
was zur würdigen Feier des Gottesdienstes gehört. Die Bibliothek birgt einen nicht weniger
wertvollen Teil des Klosterschatzes: Bücher der Bibel, Bücher für den Gottesdienst und für den
Gebrauch der Mönche. Die Bibliothek ist zugleich Schreibstube für Briefe und Bücher, für
Abgabenverzeichnisse, Urkunden und was das Kloster sonst noch an Schriftgut hervorbringt.
An die südliche Längsseite der Kirche sind weitere, dem Konvent vorbehaltene Räume gebaut.
Ihre Mitte bildet der Kreuzgang, wohl deshalb so genannt, weil bei Prozessionen, die durch ihn
führten, das Kreuz vorangetragen wurde. An seinen vier Seiten liegen die Räume für den Alltag
des Konventes. Im Kapitelsaal, neben der Kirche, lesen die Mönche täglich ein Kapitel aus
der Regel Benedikts, an der sie sich auch bei ihren Beratungen ausrichten sollen. Dann folgt
der Wärmeraum (calefactorium), darüber der Schlafsaal (dormitorium) mit eigenem, für das
nächtliche Gebet bestimmtem Zugang zum Mönchschor. Der Speisesaal (refectorium) ist an
eingezeichneten Tischen und Bänken zu erkennen und der Keller (celld) an Umrissen großer
und kleiner Fässer. Weitere Räume sind gut durchdacht aufeinander bezogen. So gelangt man

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