Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
28. und 29. Jahrgang.2008/2009
Seite: 86
(PDF, 48 MB)
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rasch aufgeschlagenes Gerüst sollte das Schlimmste verhindern. Am 20. November 1902 billigte
das Erzbischöfliche Ordinariat das im Jahr zuvor am 15. April von Jeblinger unterbreitete
Sanierungsprogramm der Kirche, das diesmal mit gar 90 734 M zu Buche schlug. Mit dem
Vermerk, die Arbeiten „ nach dem Projekt III des Erzbischöflichen Bauamts " unverzüglich vorzunehmen
, genehmigte es am 16. April 1903 ausdrücklich dessen Entwurf - will sagen, den
von ihm überarbeiteten Entwurf Meckels. Bis ins Jahr 1908 wurde er realisiert, wobei die
Türme schon 1904 fertig wurden. Vor 100 Jahren also - im 20. Jahrhundert! - entstand die
Chorpartie in der Art, wie wir sie heute kennen. Die Unkosten waren erheblich. Aus Jeblingers
Kostenzusammenstellung vom 26. März 1908 und einer noch negativer ausfallenden Revision
geht hervor, dass die zuletzt mit 96 300 M veranschlagte Kirchenrenovierung um 35 292 M
überschritten wurde, sodass sich der ganze Aufwand auf 131 592 M belief. Gut die Hälfte des
Betrags ging zulasten der neuen Chorpartie. Gründe für die ärgerliche Teuerung gab es genug,
wobei sich ein Fehler in der Berechnung des Turmmauerwerks um eine Dezimalstelle (statt
428,87 M, musste es 4288,70 M heißen) nur als ein allzu menschliches Versehen herausstellte,
umgehend korrigiert und vom Ordinariat abgesegnet wurde. Entscheidender war vielmehr, dass
wider Erwarten weit mehr Bausubstanz ausgetauscht werden musste, da sich zu allem Übel
beide Türme infolge von Senkungen nach außen geneigt hatten. Durch ein verbessertes Fundament
sollten sie gerichtet und mit schweren Zugverankerungen gesichert werden. Das gotische
Rippengewölbe des Chores wäre bei dieser Prozedur um ein Haar in sich zusammengestürzt
und rief aufwendige Konservierungsmaßnahmen auf den Plan. Des Weiteren wurden um
der Stabilität willen die unteren Fenster des Nordturms vermauert, sicherheitshalber auch dessen
Strebepfeiler von Grund auf erneuert, um nur die wichtigsten Punkte an dieser Stelle zu
nennen. Gerade mal zehn Jahre gingen dahin, als Jeblinger am 22. Oktober 1918 erneut vermelden
musste, die St. Laurentiuskirche anlässlich der „ regelmäßigen Nachschau " wieder einmal
in „ vielfach schadhaftem Zustande vorgefunden " zu haben. Ziegel und auch Gratziegel
waren von den steilen Turmhelmen „ abgerutscht" und hatten das Dach des Langhauses
beschädigt. Fing nicht ein Jahrhundert zuvor Arnolds Mission mit herabgefallenen Ziegeln an?
Hier scheint sich der Kreis zu schließen oder besser in Form einer Spirale fortzuentwickeln.

Über Stilechtheit und „korrekten Denkmalsanspruch" der neuen Türme ließe sich streiten. Bei
allem Respekt für deren Höhe sollte sich übertriebener Ehrgeiz rächen. Um eine Erklärung
gebeten, wusste sich Jeblinger sachlich zu rechtfertigen, musste im Nachhinein aber auch
bekennen, dass man vor langer Zeit - in der Ära Arnold - durchaus umsichtig und in der Handhabe
beschränkter Mittel recht gewissenhaft zu Werke gegangen sei41.

Mehrfach instand gesetzt, zuletzt in den vergangenen Jahren, gehören die beiden Kirchtürme
zum festen Bild, das wir von der St. Laurentiuskirche zu Kenzingen haben. Sie weisen auf den
einprägsamen Ort eines Gotteshauses hin, an dessen Fortbestand kein Geringerer als Christoph
Arnold beteiligt gewesen ist - wenngleich sein Tun aus heutiger Sicht nur eine kleine historische
Episode darstellt.

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