Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
28. und 29. Jahrgang.2008/2009
Seite: 112
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2009-28-29/0114
„Die Geschichte der Ortsgruppe Teningen der NSDAP"

Ein bemerkenswertes Dokument

Norbert Ohler

Einleitung

Die Gemeinde Teningen hat in den Jahren 1937 bis 1941 ein Amtsblatt1 und in diesem seit 1938
in Fortsetzungen „Die Geschichte der Ortsgruppe Teningen der Nationalsozialistischen Deutschen
Arbeiterpartei, von Wilhelm Heß, Ortsgruppenleiter" veröffentlicht. Die „NS-Chronik",
wie sie im Folgenden genannt wird, verdient es, einem größeren Leserkreis bekannt gemacht
zu werden, zeigt sie doch beispielhaft den Einsatz Einzelner für ein vermeintlich großes Werk
und den Aufstieg der Nationalsozialisten in einer ländlich geprägten, schon stark industrialisierten
Gemeinde.

Der Autor der NS-Chronik - Werkmeister der Abteilungen Schmelzerei und Blockwalzerei im
Tscheulinwerk2 - wusste aufmerksam zu beobachten und seine Erfahrungen angemessen in
Worte zu fassen. Er hält Erlebnisse fest, die seinem Dasein eine andere Richtung gegeben
haben und die gerade einmal fünf bis acht Jahre zurücklagen. Wilhelm Heß dürfte zu jener Zeit
etwa 30 bis 35 Jahre alt gewesen sein.

Es hat viele Menschen wie Wilhelm Heß und dessen Mitstreiter innen und Mitstreiter gegeben.
Doch fühlten sie sich nicht berufen, ihre Erlebnisse zu Papier zu bringen. Andere haben vielleicht
geschrieben, doch sind ihre Erinnerungen während des Krieges untergegangen, nach
dem Krieg vernichtet oder noch nicht, entdeckt' worden. Heß hätte seine Aufzeichnungen auch
mit „Unser Kampf überschreiben können, in Anlehnung an die programmatische Schrift
„Mein Kampf von Hitler3, den er als ,Führer' abgöttisch verehrte. Doch wäre ihm das wohl
wie Blasphemie erschienen.

Blindstellen in der NS-Chronik seien vorangestellt: Heß äußert sich kaum dazu, worin die von
ihm wiederholt gepriesene „Idee" Hitlers bestand und was ihn für diesen eingenommen hat. Er
sagt nicht, warum er die „Roten" (Kommunisten und Sozialdemokraten) so sehr verabscheut,
dass er bei ihrer Bekämpfung sogar Gesundheit und Leben einsetzt. Das von ihm gelegentlich
verwendete Gegensatzpaar „Ordnung, Sauberkeit und Disziplin" bzw. „Unordnung, Feigheit,
Disziplinlosigkeit" reichen kaum aus, einem Leben eine solche Wendung zu geben. Zudem
misst Heß mit zweierlei Maß. Er klagt über den Terror der ,Roten', rechtfertigt aber Einschüchterung
und Gewalt der Nationalsozialisten.

In der NS-Chronik begegnen uns Männer und Frauen, die in den Jahren 1930 bis 1933 blindlings
dem ,Führer' vertrauten: Angestellte, Arbeiter, Bürgermeister, Frauen Industrieller, Landrat
, Pfarrer, Polizist. Viele von ihnen waren bereit, ohne Wenn und Aber der Partei zu gehorchen.
Als einsatzwillige Zeitgenossen hatten sie sich für den Nationalsozialismus begeistert. Unter
Verletzung ihrer Dienstpflichten sympathisierten andere mit der ,Bewegung'. Infolgedessen
konnte die NSDAP in kurzer Zeit zur politisch bestimmenden Größe in Teningen aufsteigen.

Zunächst wird der Rahmen vorgestellt, in dem die Veröffentlichung erfolgte. Es schließen sich
ausgewählte Abschnitte der NS-Chronik an. Kurze Erläuterungen erscheinen im laufenden
Text in eckigen Klammern [...]. Anmerkungen mussten im Interesse der Umfangsbeschränkung

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