Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 6
(PDF, 63 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2011-30-31/0008
Einführung

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ein glücklicher Tag im Hinblick darauf, was wieder einmal gelungen ist! Wer die neue „Pforte" aufschlägt,
kann eine Vielfalt von Beiträgen unter dem Leitthema „Religion, Kirchen und Ökumene in Kenzingen" ausmachen
.

Eine produktive Unruhe hat sich nach dem ersten Autorengespräch am 10. Februar 2009 breitgemacht, als
Pfarrer Hanns-Heinrich Schneider eine erweiterte Ausgabe einer Festschrift der Evangelischen Kirchengemeinde
zu ihrem Doppeljubiläum „130 Jahre Evangelischer Gottesdienst in Kenzingen" (9. November 1879)
und „100 Jahre Selbstständigkeit der Evangelischen Kirchengemeinde" (31. März 1909) angeregt hatte. Bei
diesem Vorhaben, die Geschichte der evangelischen Diaspora in Kenzingen aufzuarbeiten, entwickelte sich
dann - durch ihren Bezug zum ehemaligen Franziskanerkloster und den Gedanken zur Ökumene - ein Netzwerk
von Autoren, die uns wieder viel Neues und Sachkundiges vom 12. Jahrhundert bis heute beschert
haben.

Die facettenreiche Darstellung der Geschichte des St. Urban-Kults verweist uns auf den wichtigsten Weinheiligen
, der früher in Reblandschaften (Statue auch in der St. Laurentiuskirche in Kenzingen) eine feste
Größe war. Bernhard von Clairveaux - einer der bedeutendsten Denker des Mittelalters - weilte im Dezember
1146 in Kenzingen und wird mit einem „Wunder von Kenzingen" in Verbindung gebracht. Die Darstellungen
zu Jacob Otter und Katharina Zell verdeutlichen die Entwicklungslinien der Reformation in unserer
Region. Otter predigte bis zu seiner Vertreibung von 1522 bis 1524 in Kenzingen. Zell - bekannt als
„Straßburger Kirchenmutter" - wirkte nicht nur bis hin nach Kenzingen und noch weiter, sondern belegt
eindrucksvoll das Engagement von Frauen während der Reformation.

Klöster und Kirchen sind steinerne Zeugen der Geschichte. Ein solcher Zeitzeuge ist das ehemalige
Franziskanerkloster, dessen Entwicklung vom Wirken der Franziskaner bis zum heutigen Alten- und Pflegeheim
der AWO nachgezeichnet wird. Im Anblick des „Kräuterhimmels von Kenzingen" lässt sich immer
wieder franziskanischer Geist erahnen. Vor fast 350 Jahren wurde die Klosterkirche St. Josef (11. Juni 1662)
geweiht, die heute in eine evangelische Kirche und katholische Spitalkapelle aufgeteilt ist. Könnte nicht ein
gemeinsamer Name die heute herzlichen Beziehungen zwischen katholischen und evangelischen Christen
in der Ökumene vertiefen? Ein Aufsatz über Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts bringt uns den Charme
des „Scheunenstils" nahe. Er zielt auf die vielen Menschen mit Interesse an den charakteristischen Kirchtürmen
unserer Landschaft.

Die Flüchtlingswellen nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Ostzone und der ehemaligen DDR bewirkten
in Kenzingen gravierende Änderungen hinsichtlich der konfessionellen Zugehörigkeit; Arbeitsmigration
und politische Wende 1989 sorgten für eine weitere Auffächerung. Allerdings lässt sich ca. ein Drittel der
Bevölkerung mangels statistischer Unterlagen keiner bestimmten Glaubensrichtung (Juden, Muslime, orthodoxe
Christen o.a.) zuordnen. Entdecken Sie die Kraft des Christentums und wie lebensfreundlich Kirche
auch für junge Leute sein kann: Kunst in der Kirche und im öffentlichen Raum, Feldkreuze, ein auf Gemeinschaft
angelegter Glaube, Wege der Freundschaft und Ökumene. Das „Kenzinger Modell" gilt als Vorläufer
der katholischen Seelsorgeeinheiten im Erzbistum Freiburg. Die Gründung der Kenzinger Lesegesellschaft
schon 1843 entsprach einem Bedürfnis nach Aufklärung und Bildung und ist ein erfreuliches Beispiel eines
regen Vereinslebens. Memoria in Kenzingen trägt schließlich zum Nachdenken bei, wie wichtig eine umsichtige
Pflege der Erinnerung ist, sie verlangt einen wachen Blick, muss sensibilisieren, ganzheitlich denken,
einordnen, nichts vergessen, Mut haben!

Der Vorsitzende ist froh und dankbar, auch Anregungen zur Diskussion stellen zu dürfen. Vielleicht bieten
diese Fragen denjenigen Anlass nachzudenken, die im Begriff sind, 2012 einen Beitrag zum Jubiläumsjahr
der Gemeinde Riegel zu leisten, etwa eine Gedenktafel vorzubereiten für die ehemalige Siedlung Nidingen
im Gewann "Klausen" an der Kreisstraße, vielleicht ein Kreuz oder ein steinernes St. Nikolausbild, wie es
Pfarrer Dr. A. Futterer schon 1962 vorgeschlagen hatte. Wäre nicht zu überlegen, im Jahr 2017 - 500 Jahre
Thesenanschlag Martin Luthers - eine Gedenktafel für Jacob Otter zu spenden? Auch Gebhard Kromer
(* 1821) aus Bombach, Soldat der badischen Revolutionsarmee, hingerichtet am 21. August 1849, verdient
eigentlich zur Erinnerung einen Straßennamen in seinem Geburtsort.

Wir freuen uns jetzt über dieses Werk und danken allen Autoren ganz herzlich für ihren Beitrag. Es lässt
sich wieder einmal feststellen: Kenzingen ist eine Heimstatt von Kultur; Kenzingen schenkt uns einen
Zugewinn an kultureller Identität.

Klaus Weber

1. Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde in Kenzingen e.V.

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