http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2011-30-31/0170
Erstmals in einer 1874 für das Großherzogtum Baden veröffentlichten Volkszählung vom Jahr
1871 tauchten in Kenzingen 25 jüdische Neubürger auf, während die Zahl der Protestanten bereits
bis dicht unter 100 angestiegen war. Flächendeckend erschienen nun in allen Ortschaften
Evangelische, wenngleich im Falle von Nordweil, Bombach und Hecklingen mit sehr überschaubaren
Fallzahlen.
Jahr: 1871
Kenzingen
Bombach
Nordweil
Hecklingen
Gesamteinwohner
2376
461
710
558
röm.- katholisch
2255
456
706
550
evangelisch
96
5
4
8
jüdisch
25
sonstige
Die Zahlen der nächsten Volkszählung von 1885 zeigen eindeutig, dass sich, im Gegensatz zu
der weiterhin sehr überschaubaren Anzahl von Juden, die Evangelischen mit bereits 213 Mitbürgern
feste in Kenzingen etabliert hatten. Bekanntlich hatten die stark gestiegenen Zahlen der
Protestanten bereits 1879 zur Gründung einer eigenen Pastorationsgemeinde geführt.
Jahr: 1885
Kenzingen
Bombach
Nordweil
Hecklingen
Gesamteinwohner
2468
425
670
556
röm.- katholisch
2241
417
661
541
evangelisch
213
7
9
13
jüdisch
14
1
sonstige
Noch kurz zuvor, am 11. September 1878, war in Kenzingen eine Höhere Bürgerschule gegründet
worden, und deren Schülerzahlen von 1878 bis 1898 ergeben ebenfalls einige Hinweise auf
die konfessionelle Entwicklung von Kenzingen und Umgebung. Die Schule startete 1878 neben
dem Spital in den Räumen des ehemaligen Franziskanerklosters mit 59 Schülern (davon 32 unmittelbar
aus Kenzingen). Am Anfang stand noch eine starke Dominanz katholischer Schüler,
nämlich mit fast 50, wohingegen nur neun evangelische und vier jüdische Schüler eingeschrieben
waren. Von natürlichen Schwankungen abgesehen, erhöhte sich bei Einweihung des neuen
Schulzentrums in der Schulstraße die Gesamtschülerzahl auf 129 im Jahre 1898 (davon allerdings
nur 43 aus der Stadt selbst). Zu dieser Zeit waren 76 katholische, aber bereits 44 evangelische
Schüler an der Schule, während die Zahl jüdischer Mitschüler mit sechs praktisch
stagnierte3.
Am Rande sei angemerkt, dass in den zur Grundsteinlegung des Schulneubaus 1897 eingemauerten
Dokumenten der Nachwelt ein simpler Rechenfehler überliefert ist. In einem der Dokumente
wurde nämlich irrigerweise festgehalten, dass im Jahr des Baubeginns bereits ein volles
Drittel der Kenzinger Einwohnerschaft der evangelischen Konfession angehöre. Das war 1897
natürlich maßlos übertrieben, das „Kenzinger Wochenblatt" berichtete über diesen Fehler und
stellte fest, dass die Protestanten nur ein Achtel der Einwohnerschaft ausmachten (wobei auch
das nach der Zahlenlage des Statistischen Landesamtes übertrieben war, weil selbst im Jahr 1900
das volle Achtel noch nicht erreicht war)4.
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