Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 27
(PDF, 62 MB)
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Die Agrarwirtschaft der Grangien des Zisterzienserklosters
Tennenbach: Grundlagen, Charakteristika und Neuerungen1

Christian Stadelmaier

1. Einführung

Vonseiten der Agrarökologie konnte in einer Studie neuerdings präzise nachgewiesen werden,
dass sich der Einsatz von Fungiziden und Insektiziden in der europäischen Landwirtschaft als
ein Faktor der Intensivierung der Agrarwirtschaft durchgehend negativ auf die Biodiversität
von bodenbrütenden Ackervögeln, Laufkäfern und Pflanzen auswirkt, während unter anderem
der ökologische Landbau positive Folgen für die Laufkäfer- und Pflanzenvielfalt hat. Zum Erhalt
der biologischen Vielfalt sei es, so die Forscher, unvermeidlich, in ganz Europa großflächig
zu einer Kultivierung mit geringfügigem Pestizideinsatz überzugehen2. Eine weitere Studie
konnte zeigen, dass die Artenvielfalt von und die Fülle an Brutvögeln und wild wachsenden
Pflanzen durch ökologische Landwirtschaft und Landschaftsvielfalt bei geringem Ackerlandanteil
vergrößert wird3. Eine Reduzierung der Vielfalt der agrarischen Landschaft zugunsten des
Ackerlands wirkt sich insgesamt negativ auf den Pflanzenreichtum und die Artenvielfalt und
die Fülle von Vögeln aus4. Die Bedeutung der Artenvielfalt für die Pflanzenproduktion konnte
eine andere Studie darlegen: Artenverlust im Bereich von 21 bis 41 Prozent hat einen Rückgang
der pflanzlichen Primärproduktion von 5 bis 10 Prozent zur Folge. Verlustraten von 41 bis
60 Prozent haben Auswirkungen auf die Pflanzenproduktivität ähnlich dem Ausmaß, wie sie
beispielsweise durch erhöhte Kohlenstoffdioxidkonzentration, Nährstoffbelastung, Ozon und
Versauerung evoziert werden5.

Auch im Hochmittelalter kam es zu einer Intensivierung der Landwirtschaft. Im Wesentlichen
handelte es sich dabei um die Expansion des Getreideanbaus6. In diesem Zusammenhang stellt
sich zum einen die Frage, welche Faktoren der Intensivierung der Agrarwirtschaft sich für diese
Zeit festmachen lassen, und zum anderen muss hinterfragt werden, welche Auswirkungen diese
auf die Umwelt hatten. Dabei gilt es zu erörtern, ob die Elemente der verstärkten agrarischen
Landnutzung als positiv oder negativ zu bewerten sind.

Nach grundlegenden Hinweisen zum Tennenbacher Grangienwesen wird im Folgenden diesen
und thematisch naheliegenden Fragenstellungen am Beispiel der agrarischen Grangienwirt-
schaft des Zisterzienserklosters, das zwischen 1158 und 1161 in einem Seitental der Bretten
gegründet wurde7, im Zeitraum bis etwa zur Mitte des 14. Jahrhunderts nachgegangen. Exemplarisch
werden dazu die bedeutendsten Sektoren der Landwirtschaft der selbstbewirtschafteten
Grangien Tennenbachs in Hinblick auf die Faktoren der agrarischen Intensivierung untersucht.
Dabei richtet sich der Fokus auf Besonderheiten und Innovationen in der Landwirtschaft der
Grangien. Ziel ist es dabei nicht, ein Gegenmodell zur gegenwärtigen konventionellen Landwirtschaft
zu generieren. Vielmehr werden die vorindustrielle Landwirtschaft und ihre Auswirkungen
auf die Umwelt einer kritischen Betrachtung unterzogen, was aber durchaus nicht
ausschließt, dass damit Alternativen zu gegenwärtigen Formen der Bewirtschaftung aufgezeigt
werden können.

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