Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 94
(PDF, 62 MB)
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Frankreich und Habsburg finden. Zum einen lagen das Elsaß und der Breisgau in den österreichischen
Vorlanden, waren also selbst habsburgisch. Zum anderen verliefen in diesem Raum
wichtige Verbindungslinien der Habsburger. Diese zu unterbrechen, war für Frankreich natürlich
von großer Bedeutung: „Im Elsaß und im Breisgau politisch und militärisch Fuß zu fassen,
drängt sich danach als ein vorrangiges französisches Ziel auf5. " Genauer gesagt, handelte es
sich um die spanisch-österreichischen Heerstraßen Genua - Mailand - Vorarlberg - Breisach -
Niederrhein und Mailand - Turin - Genf - Dole - Breisach - Niederrhein. Wie man sieht, war
Breisach ein wichtiger Knotenpunkt. Darum lag den Kaiserlichen so viel an der Verteidigung
- und den Franzosen an ihrer Eroberung.

Kapitulation von Breisach

Bernhard hingegen kämpfte zwar mit französischer Unterstützung, als er aber am 29. Oktober
Breisach zum ersten Mal zur Kapitulation aufforderte, tat er das nicht etwa im Namen
Frankreichs, sondern in seinem eigenen66. Reinach jedoch leistete weiter Widerstand. Auch
nachdem am 7. November das letzte entscheidende Außenwerk Breisachs erobert wurde, lehnte
er eine Kapitulation weiter ab. Dabei wurde die Lage in Breisach immer dramatischer: Mitte
November kam es anscheinend vor, dass Musketiere nach dem Abfeuern von Schüssen vor
Erschöpfung von der Mauer stürzten67. Doch auch als es am 4. Dezember den Weimarern gelang
, einen Pulverturm zur Explosion zu bringen und auf diese Weise ein Loch von 30 Schritt
Breite in die Mauer zu reißen, hoffte von Reinach immer noch weiter auf Entsatz. Erst als am
8. Dezember das letzte Außenwerk gestürmt wurde, dachte er langsam über eine Kapitulation
nach, bat aber darum, zunächst durch Offiziere draußen vor der Festung die Aussichtslosigkeit
der Lage feststellen lassen zu dürfen. Bernhard ließ ihm jedoch mitteilen, dass jetzt nur noch
Kapitulationsverhandlungen infrage kämen - ohnehin habe von Reinach „sich unterstanden,
ihn mit Ungelegenheit vergeblich aufzuhalten, und alles billige Erbieten bisher fast verächtlich
ausgeschlagen "68. Tatsächlich teilte Reinach dann dem Herzog am 12. Dezember seine Bereitschaft
zur Kapitulation mit69. Am 17. Dezember wurde die Kapitulationsurkunde70 unterzeichnet
, in der Reinach gestattet wird, mit seinen Leuten „ [...] mit ihren Dienern und Zugehörungen
benebenst Sack und Pack mit fliegenden Fahnen, Trumel [Trommel?] und Pfeiffen, Ober- und
Untergewehr [...] brennenden Lunten, Kugeln im Mund, abzuziehen [...]", von Bernhard für
zwei Tage mit Proviant versehen und von seinen Soldaten bis Offenburg begleitet.

Nach der Eroberung

Bei der Besetzung und Inspizierung der Festung zeigte sich das ganze Ausmaß des Elendes:
Die Bevölkerung war erschöpft und in einem erbärmlichen Zustand. Als Bernhard Brot nach
Breisach bringen ließ, „war ein solches Begierd nach Brod, daß nur in den zwey Tagen, in
welchen sie selbiges auff des Herzogen Befehl bekommen hatten, wegen der erschröcklich auß-
gestandenen Hungersnoth über 30 Personen [...] darnieder gefallen und sich zu todt gessen
Über die schlechte Behandlung der Weimarer Gefangenen - 30 sollen verhungert und acht gar
von den anderen „ aufgefressen " worden sein - soll Bernhard so empört gewesen sein, dass er
den eben geschlossenen Akkord nicht halten wollte. Er habe schon damit gedroht, von Reinach
und seine Soldaten „ nieder machen " zu lassen, sei aber von seinen Offizieren überredet worden
, den Akkord doch zu halten und sie abziehen zu lassen72.

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