Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 120
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0122
Da das Altarbild lediglich die Signatur des Künstlers aufweist, stellt sich außerdem noch die
Frage nach der Entstehungszeit des Gemäldes. Hier kann man an die Vermutung anknüpfen,
dass das Gemälde aus dem Kloster Seelbach stammen könnte und dafür liefert die Chronik der
Tiroler Franziskanerprovinz ja das Jahr 1737. Es spricht nichts gegen eine solche Datierung des
Antonius-Bildes, wenngleich es schon zu berücksichtigen gilt, dass sich die Gemälde Franz
Sebald Unterbergers allein aufgrund des Stiles ganz allgemein nicht so genau datieren lassen.
Seine Gemälde zeichnen sich durchwegs durch einen leichten und schnellen Pinselstrich aus.
In seinen Kompositionen lehnte er sich gerne an bewährte Vorbilder an, die er jedoch sehr frei
umzusetzen und mit seiner virtuosen Malweise zu durchaus eigenständigen Werken zu formen
wusste.

Für das Antonius-Altarbild lässt sich keine direkte Vorlage benennen. Auch andere Darstellungen
dieses Themas, wie etwa das Altarbild in der Pfarrkirche von Molina (ehem. Stramentiz-
zo) oder Andachtsbilder dieses Heiligen lassen das Altarbild in Kenzingen als durchaus eigenständige
Lösung erkennen. Auf jeden Fall ist das neu entdeckte Gemälde eine Bereicherung
des künstlerischen Oeuvres des bedeutenden Tiroler Barockmalers Franz Sebald Unterberger.

8. „Der Kräuterhimmel von Kenzingen"

Sowohl das gotisierende Zellen-Netzgewölbe, das eine kunstvoll stuckierte Form aufweist,
wie die blühend-belebte Ausmalung schaffen einen Raum, der den Betrachter hineinnimmt in
die Welt der Schöpfung, ja der ihn darüber hinaus in einen phantasievoll ausgeschmückten
Paradiesgarten versetzt, denn das Gewölbe als höchster, abschließender Teil der Kirche wurde
immer schon mit der himmlischen Welt in Verbindung gebracht.

Der Restaurator Bernd Baldszuhn entwarf und gestaltete diese Gewölbeausmalung 1994/95.
Er ließ sich dafür von der spätmittelalterlichen Pflanzenausmalung der Klosterkirche in Heiligkreuztal
anregen, zu der zahlreiche Heilpflanzen gehören. Dabei verweisen in der symbolischen
Denkweise des Mittelalters die Heilpflanzen zugleich auf das Heil der Welt, auf
Jesus Christus, der als der Auferstandene in der Tafelmalerei gern in einem blühenden Garten
dargestellt wird. „Der Kräuterhimmel von Kenzingen " nannte der Künstler sein Werk. Ebenso
bezeichnete er es als „Himmelswiese•", was seine Berechtigung hat. Denn um die Rippenkreuzungen
sind immer wieder grazile Gräsergruppen angeordnet. Sie stellen zugleich in einer
Barockkirche die Assoziation zur Vergänglichkeitsthematik her, die in dieser Epoche betont
wurde.

Zur künstlerischen Würdigung der neuen Sichtfassung des Kirchengewölbes seien einige ästhetische
Gesichtspunkte angeführt. Seine optische Spannung erhält das Gewölbe durch den
Hell-Dunkel-Kontrast. Die dunkelgrünen Gewölbekappen erhöhen die Strahlkraft des weißen
Netzgewölbes. Sie wird noch intensiviert durch die goldgelben Perlschnüre, die entlang der
Rippen verlaufen. Dadurch gewinnt das Gewölbe einen festlich-heiteren Charakter, der sich
dem Innenraum mitteilt. Außerdem wird durch die leuchtenden Perlschnüre auf ein Licht von
anderer Qualität verwiesen. Im Gewölbescheitel sind flammende Strahlenkränze angeordnet,
die Ausdruck und Ausfluss der zentralen Sonnenenergie sind und gleichnishaft über sich hinausweisen
.

120


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0122