Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 131
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0133
Natur inbegriffen. Romantische Bezugsmomente im
architektonischen Werk von Friedrich Weinbrenner und
insbesondere Christoph Arnold

Gerhard Everke

In Erinnerung an Johannes Langner (1932—1999)

Mit Verve und in bemerkenswert sicherer Handhabung eines in braune Tinte eingetunkten Pinsels
zu Papier gebracht, wird uns ein romantisch anmutendes Stück Landschaft vergegenwärtigt
(Abb. 1): Ein ländlicher Pfad schlängelt sich zu einer Anhöhe hinauf, um nach wenigen
Metern zu einer Aussichtsplattform abzuzweigen. Dort angelangt, befindet man sich auf dem
noch intakten Gemäuer eines die Szenerie beherrschenden mittelalterlichen Turmes, dessen
stereometrische Kreisform durch den markanten Rundschirm einer die Bausubstanz schützenden
Verdachung artikuliert wird. So fernöstlich das Parapluie anmuten mag - und abgesehen
davon, dass auf China die Tradition zurückgeht, mit dem Pinsel zu zeichnen - so deutsch ist
die Bildauffassung. Sie ist der im beginnenden 19. Jahrhundert aufkeimenden Vorliebe für Burgenromantik
verpflichtet. Im Motivischen des hier als bildwürdig empfundenen Landschaftsausschnitts
scheint zugleich die Stille vertrauter Waldeinsamkeit vorzuwalten, die in unsentimentaler
Reinheit Natur erlebbar macht. Einem innigen Lied, einem Impromptu, mag das
Bild entsprechen, das in seiner Gefühlstiefe die klassische Form wahrt. In der Ambivalenz von
Einfalt und innerer Wesensschau offenbart sich das künstlerische Selbstverständnis des frühen
19. Jahrhunderts, für das der Schweizer Bauhistoriker Sigfried Giedion den Begriff des romantischen
Klassizismus in die Kunstgeschichte eingeführt hat1.

Aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt auch unsere Zeichnung2. Wer da so eindrucksvoll
seine Begabung als Zeichner unter Beweis stellt und sich geradezu als Landschafter hervortut,
ist kein Geringerer als der Architekt Christoph Arnold (1779-1844), seines Zeichens Großherzoglich
Badischer Bauinspektor für den damaligen Kinzig-, Dreisam- und Seekreis3. Zu Beginn
des Jahres 1819 auf die vakante Baudirektion Freiburg berufen, der im Zuge einer umfassenden
Neuorganisation des badischen Bauwesens gleichsam die Bedeutung einer zentralen Schaltstelle
für das Landbauwesen in Südbaden zufiel, erstreckte sich Arnolds Wirkungsbereich cum
grano salis von Achern bis hinunter zur Schweizer Grenze und weiter ostwärts zum Bodensee.
Für gut 15 Jahre sollte er in gehobener Stellung - der zweithöchsten im Lande - mit dem
aufgewerteten Titel eines Kreisbaumeisters für alle größeren Baumaßnahmen im badischen
Oberland verantwortlich zeichnen. Allein der übergeordneten Baubehörde in Karlsruhe mit
Oberbaudirektor Friedrich Weinbrenner an der Spitze war in Zweifelsfragen als oberste Instanz
das letzte Wort vorbehalten. Von Weinbrenner war Arnold zum Architekten ausgebildet und alsbald
zu dessen Assistenten bestellt worden. Bis zu seinem Weggang nach Freiburg hatte er also
schon eine recht vertrauensvolle Position innegehabt, die ihn als stimmberechtigtes Mitglied
der aus einem Viererkollegium bestehenden „Bau=Commission'< dazu berechtigte, an den direktoralen
Beschlüssen ein Wörtchen mitzureden. Dass er bemerkenswert gut zeichnen konnte,
sprach sich schon zu seinen Lebzeiten herum und ist damals sogar lexikalisch vermerkt worden4
. Weinbrenner hat er diesbezüglich allerhand Arbeit abgenommen. Nicht zuletzt unterhielt
Arnold in Karlsruhe ein eigenes Architekturbüro und leitete die dortige architektonische Zeichenschule
. Ehrgeiz förderte das ihm nachgesagte Engagement bei der Ausbildung zukünftiger

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