Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 133
(PDF, 62 MB)
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Architekten. Er war also schon in seiner frühen Schaffenszeit vielseitig beschäftigt und wird
es wohl kaum bereut haben, einen an ihn ergangenen Ruf an die Düsseldorfer Kunstakademie
nicht angenommen zu haben.

Ganz unbekannt ist uns Arnold schon nicht mehr, da in den beiden letzten Ausgaben der „Pforte
" von ihm die Rede war. Dort haben wir von seiner Einflussnahme auf den Kirchenbau seiner
Zeit erfahren und wissen seither, dass auch die einstige klassizistische Umgestaltung der
Chorflankentürme von St. Laurentius in Kenzingen auf ihn zurückging. Auf Arnolds schöne,
hier an den Anfang gestellte Zeichnung werden wir später noch einmal zurückkommen, doch
sei um der besseren Orientierung willen der Rahmen dieses Beitrags mit wenigen Worten abgesteckt
. Sich in die begriffliche Bedeutung von Natur zu vertiefen, hieße diesen sprengen.
So liegt es im Ermessen eines jeden, sein Selbstverständnis von Natur an dem hier apostrophiert
Vorgebrachten zu überprüfen. Vieles ist landläufiges Allgemeingut und manches nicht
ausdrücklich Erwähnte mag dem Bonesprit des Lesers anheimgestellt bleiben. Dennoch dürften
einige Gedanken zum Verhältnis von Natur und Kunst von propädeutischem Interesse sein,
weshalb sie in summarisch gebündelter Form zumindest angesprochen zu werden verdienen.
Einige wenige, durchaus mit Bedacht ausgewählte Beispiele aus der Kunstgeschichte mögen
diesem Exkurs eine Orientierung geben. Weinbrenner wird in einem Seitenblick tangiert, bevor
wir uns dann in specie auf Christoph Arnold einlassen. Obwohl dessen Architekturverständnis
natürlichen handwerklichen Gesetzmäßigkeiten verpflichtet ist, lag es ihm fern, Natur in ihrer
vielfältigen Bedeutung zu thematisieren. Er begriff sie auf sinnfällige Weise, wie einige seiner
Bauten erkennen lassen. Ihnen schließlich gilt unter der Berücksichtigung übergeordneter Gesichtspunkte
unser Augenmerk.

I.

Von den alten Griechen in Anbetracht ihrer physikalischen BedeutungsVielfalt als „physis " interpretiert
, wird Natur im landläufigen Sinne gern mit Landschaft gleichgesetzt. Sie ist das Gegenteil
von Kunst und wird doch im Kunstwerk anschaulich, im sprachlichen Kunstwerk eines
Petrarca etwa, der am Ausgang des Mittelalters den uns von der Tour-de-France nur allzu bekannten
Mont Ventoux zu besteigen wagte, um dann seine erkenntnisreichen Eindrücke von der
Schönheit der Landschaft und dem Wechselspiel ungestümer Natur mitzuteilen. Naturschönheit
in idealer Verklärung offenbart sich zuhauf auf dem Gebiet der Malerei, spätestens seit der
italienischen Renaissance. Naturschönheit als Inbegriff göttlicher Schöpfung reflektiert auf den
moralischen Anspruch heilbringender Humanität und erfahrt unter diesem Vorzeichen religiöse
Weihe. Im Bewusstsein der Natur, der real existierenden oder veranschaulichten Landschaft,
sind viele Kunstwerke idealer Größe entstanden. Gerade für die um 1800 lebenden Künstler
sollte sich Natur als Quelle schöpferischen Lebensinhalts erweisen. Für Beethoven war sie Re-
fugium und Quell transzendenter Selbstfindung, um künstlerisch über sich hinauszuwachsen.
Hoffnung und Trost werden in seiner Musik zum Gebet - „Die Ehre Gottes aus der Natur "
Auch Faust gewinnt auf seinem Osterspaziergang neue Zuversicht. Und Mozart, Genius des
ausklingenden 18. Jahrhunderts, fühlte sich gar in eine Kirche versetzt, als ihm die erhabene
Naturschönheit der böhmischen Wälder anlässlich einer Rast auf seiner Reise nach Prag so
richtig bewusst wurde. Wer ihm diesen zum Topos gewordenen Vergleich zugedacht hat, war
kein Geringerer als Eduard Mörike.

Aus dem verbindlichen, nahezu religiösen Verhältnis des Menschen zur Natur ist sein Verlangen
nach künstlerischer Teilhabe erwachsen, die sich im Mimetischen, in der Nachahmung

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