Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 168
(PDF, 62 MB)
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während der Schneeschmelze - hatten Arnold bewogen, sie über einem hohen Kellergeschoss
anzuordnen, dessen Mauern dick genug waren, um Feuchtigkeit abzuhalten. Die Räumlichkeiten
dort dienten dem ökonomischem Bedürfnis. Ein separater Eingang stand mit der Wohnung
über eine eigene Stiege in Verbindung. Im Schnittpunkt dieser Achse befand sich ein zentraler
Vorplatz, der mit seinem Klostergewölbe und einer apsidial ausgeprägten Wandnische die Aura
einer kleinen Hauskapelle vermittelte. Dort hätte in zeitgemäßer Verbundenheit zur Antike eine
mythologische Allegorie ihren adäquaten Standort finden können, eine Demeter zum Beispiel
als Schutzgöttin des Ackerbaus. Näherliegend war es jedoch, den nicht klar definierten Ort nach
abendländischer Gepflogenheit dem geweihten Bildwerk einer Muttergottes vorzubehalten. Ihr
galt das Gebet, das Haus vor Unheil zu bewahren.

Der Haupteingang befand sich an der Gartenseite, die, wie Arnolds Aufriss dokumentiert, mit
viel Gespür für Form ausgestaltetet ist. Merkwürdiger als die repräsentative Formensprache ist
jedoch die funktionale Ausrichtung. Man geht nicht einfach in die Wohnung hinein, sondern
schreitet über allerhand Stufen zu ihr empor. In erhabener Lage, in betonter Observanz über
„seinen" Garten genoss der Gärtner den gehobenen Standard modernen Wohnens, auf den so
mancher Prominente neidisch war, unter ihnen ein Karl von Rotteck, der meinte, dass der botanische
Gärtner besser wohne als manch ein Professor.

Im Grundriss des Hauptgeschosses hat Arnold auf den ebenfalls stufenförmigen Treppenwangen
lauter Kreise eingezeichnet, die in Ermangelung einer Ansicht an Säulenbasen denken lassen
könnten. In Wirklichkeit sind aber - und darüber lässt der Aufriss keinerlei Zweifel - nichts
weiter als Blumentöpfe dargestellt. Spalier bildend, fügen sie sich dem klassizistischen Erscheinungsbild
in unabdingbarer Ordnung. Eine Geste biedermeierlicher Sentimentalität, die Arnold
als heimlichen Romantiker entlarvt? Auf jeden Fall ein Bezugsmoment inbegriffener Natur.

Anmerkungen

1 Sigfried Giedion, Spätbarocker und romantischer Klassizismus, München 1922.

2 Sie befindet sich im Staatsarchiv Freiburg, Akten des Innenministeriums A 3 Fasz. 330.

3 Grundlegend für die Kenntnis seiner Persönlichkeit und seines Werkes ist meine aus zeitgenössischen
Quellen erarbeitete Monografie: Gerhard Everke, Christoph und Friedrich Arnold - zwei Architekten des
Klassizismus in Baden, Diss. phil. Freiburg 1991. Um den Anmerkungsapparat dieses Beitrags in Grenzen
zu halten, sei auf sie verwiesen. Dort, namentlich im Werkkatalog, finden sich detaillierte Angaben
zu den für diesen Beitrag grundlegenden Archivalien des Badischen Generallandesarchivs Karlsruhe
(GLA), des Instituts für Baugeschichte an der dortigen Universität, des Staats- und des Stadtarchivs
Freiburg sowie des Denkmälerarchivs des dortigen Augustinermuseums. Dem Werkkatalog sind auch
die Arnold betreffenden Abbildungen entnommen.

4 Universal-Lexikon vom Großherzogthum Baden. Hrsg. von Eugen Huhn, Karlsruhe 1843, S. 42.

5 F.W.J. Schelling, Texte zur Philosophie der Kunst, ausgewählt und eingel. von Werner Beierwaltes,
Stuttgart 1982. Die erwähnte Rede, dort S. 53 ff. wiedergegeben, lag 1809 im Druck vor.

6 Carl Schäfer, Deutsche Holzbaukunst. Die Grundlagen der deutschen Holzbauweisen in ihrer konstruktiven
und formalen Folge. Hrsg. von Paul Kanold 1937, Nachdruck 2001, S. 9.

7 Gerhard Everke, Palladios Einfluß auf die Architektur des badischen Klassizismus in der Ära Weinbrenner
. In: Palladio. Werk und Wirkung. Hrsg. von Erik Forssman, Freiburg 1997, S. 147-186, Abb. 12.

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