Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 31
(PDF, 66 MB)
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zu holen31. Zunächst sollten Kinder aus Banja Luka evakuiert werden. Da jedoch
Deutschland Kroatien anerkannt und in Banja Luka Serben das Sagen hatten, verweigerten
sie aus politischen Gründen den Abzug der Kinder. In dieser Situation
hörten einige Personen aus der CDU, dass man in Osijek Kinder evakuieren wolle
und Aufnahmeorte suche. Flugs wurde ohne Abstimmung mit den anderen Beteiligten
des Komitees die Initiative auf kroatische Kinder ausgerichtet, was für
einigen parteipolitischen Unmut sorgte, zumal im Mai 1992 die baden-württembergische
Landtagswahl bevorstand. Trotz des politischen Streits meldeten sich
viele Gasteltern. Noch einmal änderte sich der Herkunftsort der Kinder. Statt
aus Osijek kamen 1992 unter Einschaltung der Johanniter-Unfallhilfe in Singen
für einige Monate 100 Kinder aus Vinkovci und Umgebung in den Kreis Emmendingen
. Einige Kinder wohnten bei Gasteltern in Kenzingen, wo sich auch
eine provisorische Schule befand, in der die Kinder von kroatischen Lehrerinnen
unterrichtet wurden. Zudem wurde in Kenzingen Anfang Mai 1992 von einer
deutsch-kroatischen Bürgerinitiative ein Benefizkonzert mit kroatischen Folkloredarbietungen
organisiert32.

Bei der Kinderevakuierung kam der kleinen deutschen Minderheit in Kroatien
eine nicht zu unterschätzende Rolle zu. Vesna Pichler, deutschstämmige Abgeordnete
im kroatischen Parlament, gab den Anstoß zur Ausreise der „jugoslawischen
" Kinder, so laut einem Bericht der Badischen Zeitung33. Anfang März 1992
hatten bereits 2500 Kinder ihre Heimat verlassen. Pichlers Organisation, der Verein
der Deutschen und Österreicher in Kroatien (im Juni 1990 gegründet, Sitz in
Osijek), hatte anfangs eigene Kinder nach Österreich und Ungarn gebracht. Bald
hatten auch Kroaten gefragt, was mit ihren Kindern geschehen könne. So knüpfte
Pichler Kontakte zu der Johanniter-Unfallhilfe in Singen. Seither kamen kroatische
Kinder nach Deutschland.

Schon seit Beginn des Krieges kooperierte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) des
Landkreises Emmendingen mit dem Kroatischen Roten Kreuz in Vinkovci34.
Über das DRK des Kreises Emmendingen wurden 56 Hilfstransporte und -ak-
tionen meist zugunsten Vinkovcis organisiert (z.B. Wiederaufbauaktion „1000
Öfen", Schenkung eines Kombi-Fahrzeugs für den Behindertentransport und einer
Schulküche für das Gymnasium Vinkovci). In den 1990er Jahren waren etliche
DRK-Ortsverbände des Kreises Emmendingen in der Vinkovci-Hilfe engagiert
, so auch das DRK Kenzingen, das sich z.B. Mitte 1993 an der Überführung
eines Pkws oder im Jahre 2000 an der Errichtung eines Kleiderlagers in Vinkovci
beteiligte. Gegen Ende der 1990er Jahre verdichteten sich die Kontakte zwischen
Kenzingen und Vinkovci. Beispielsweise hatte 1996 im Innenhof des Kenzinger
Rathaus ein Empfang einer DRK-Delegation aus Vinkovci stattgefunden, der zum

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