Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 56
(PDF, 66 MB)
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Die erste Begegnung der Organisatoren mit den Kindern fand in den Räumen der
Johanniter statt, wo die Kinder von den Ärzten untersucht wurden. Danach wurden
sie fotografiert und ihre persönlichen Daten in eine Kartei eingetragen, die bei
den Johannitern aufbewahrt wurde. Mit dem Kriegsbeginn und nun fern von der
Familie waren die glücklichen Tage ihrer Kindheit endgültig vorbei. Es begann
ein neues Leben für die Kinder. Sie wurden einer fremden Gastfamilie übergeben,
bei der sie ein neues Zuhause und Sicherheit fanden. Alle Gastfamilien bemühten
sich, den Kindern ihre Kindertage in der Fremde leichter zu machen. Da die
Gasteltern berufstätig waren, hatten die Kinder einen ganztägigen Unterricht. Am
Anfang war die Verständigung zwischen den Kindern und den Gastfamilien sehr
schlecht, aber mit der Zeit wurde sie immer besser. Die Kinder lernten tagsüber
Deutsch, Kroatisch, Mathe, Physik, Zeichnen, Musik, Geschichte, Erdkunde, Religion
, Chemie und Sport im Rahmen eines improvisierten Schulunterrichts, den
ich mit anderen geflüchteten kroatischen Lehrkräften nach kroatischem Schulkonzept
organisierte. Es war sehr wichtig, dass die Kinder mit den Lehrkräften
Kroatisch reden konnten und zugleich Deutsch lernten. Die Kinder nahmen ihr
Frühstück und Mittagessen gemeinsam in den Räumen der Johanniter ein, wo sie
den ganzen Tag verbrachten. Die geflüchteten kroatischen Frauen halfen in der
Küche bei der Zubereitung des Frühstücks und des Mittagessens. Die Abende und
das Wochenende verbrachten die Kinder in der jeweiligen Gastfamilie, wo sie
sich mit der Zeit eingelebt haben. Sie lernten das Leben einer deutschen Familie
kennen sowie die Gegend, in der sie einige Monate in Sicherheit lebten. Um den
Kindern die Verständigung zu erleichtern, hatte ich jeden Abend Sprechstunde per
Telefon von 19.00 bis 20.00 Uhr. Auf diese Weise half ich den Gastfamilien, viele
Probleme zu lösen.

Die Unterbringung der Kinder in Gastfamilien erwies sich als eine glückliche Lösung
. Frau Czajor plante, die Aktion im Februar 1992 zu wiederholen. Ich schlug
vor, die Kinder aus Vinkovci einzuladen, was von Frau Czajor sofort unterstützt
wurde. Dieses Mal wurden Pflegeplätze im Kreis Emmendingen gesucht und gefunden
. Durch die Vermittlung unseres Krisenstabs, des Zivilschutzes und des
Roten Kreuzes in Vinkovci wurden 150 Kinder gefunden, die mit den Bussen
zuerst nach Singen und dann weiter nach Emmendingen gefahren wurden. Es
fanden sich wieder viele deutsche Gastfamilien, die die Kinder - diesmal aus
Vinkovci - aufgenommen haben.

Die Organisation der Unterbringung der Kinder im Kreis Emmendingen übernahmen
das Rote Kreuz, Herr Rudi Nadler und Frau Lucia Gnant. Die Busse
fuhren zuerst nach Singen, und erst nach der ärztlichen Untersuchung, nach den
Fotoaufnahmen und der Eintragung von persönlichen Daten der Kinder in die

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