Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 130
(PDF, 66 MB)
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Kenzingen und ich

Mirna Sabaric

1998 hatte ich meine erste Begegnung mit Kenzingen. Vor so vielen Jahren, aber
es kommt mir so vor, als ob es gestern gewesen sei. Als mir meine damalige Klassenlehrerin
, heute meine Kollegin und Freundin Frau Irena Tomic empfahl, ich
solle im Jugendrotkreuz aktiv werden, ahnte ich noch nicht, dass dieser Moment
mein ganzes Leben verändern und in eine ganz andere Richtung führen würde. So
fing die Geschichte meiner Beziehung zu Kenzingen an.

Den kroatischen Unabhängigkeitskrieg - den wir in Kroatien Heimatkrieg nennen
- hatte ich nicht erlebt. Ich hatte das Glück, im Sommer 1991 zu meinen Großeltern
nach Deutschland fahren und bis fast zum Ende des Krieges dort bleiben zu
können. Als ich nach Vinkovci zurückkam, spürte auch ich die Folgen des Krieges
-jedoch nicht so sehr, wie die Erwachsenen und die anderen Kinder. Erst als ich
angefangen habe, im Jugendrotkreuz mitzuarbeiten, habe ich viel mehr mitbekommen
. Wir hatten viele Besuche aus Deutschland, und ich war wegen meiner
Sprachkenntnisse immer dabei. Zum ersten Mal habe ich gespürt, dass man Liebe
für Menschen verspüren kann, obwohl man diese Menschen nicht unbedingt kennen
muss. Es kamen sehr viele Spenden von unbekannten Menschen, die einfach
wollten, dass sich in Vinkovci das Leben normalisiert. Man wollte vor allem viel
für die Kinder tun, also auch für mich. Denn mit 15 Jahren ist man immer noch ein
Kind, obwohl man anders denkt. Wenn man ein paar Tage zusammen verbringt,
kommt man sich näher und lernt sich besser kennen. So war das auch der Fall
mit Herrn Rudi Nadler und mir: Herr Nadler, der gute Geist Vinkovcis und eine
große Unterstützung nicht nur für meine Stadt, sondern auch für mich. Es ist sehr
wertvoll, wenn man im Leben Menschen hat, auf die man immer zählen kann.

Seit dem Jahr 2000 war ich bei jedem Schüleraustausch der beiden Gymnasien
mit dabei. Und dann ist es passiert: Ich habe mein Herz verloren. Ich habe es in
einer kleinen, aber schönen badischen Stadt gelassen und wollte immer wieder
dahin zurück, denn dort ist mein Zuhause, mein zweites Zuhause. So vergingen
die Jahre, jedes Jahr ein neues Projekt, jedes Jahr ein neuer Besuch, bis ich dann
mein Lehramtsstudium beendet hatte und mich dazu entschloss, Kenzingen für
längere Zeit zu besuchen. Durch die zahlreichen Jahre der Zusammenarbeit habe
ich viele nette Menschen kennen gelernt, die ich in mein Herz geschlossen habe,
Menschen, die mich und mein Leben verändert haben und es auch weiterhin mit
jedem neuen Besuch tun. Dazu gehört auch Herr Matthias Guderjan, der Bürgermeister
der Stadt Kenzingen. Ich kann mich erinnern, dass ich zum Roten Kreuz
von Vinkovci kam und Herr Branko Tomic fragte, was ich von der Idee halte,
nach Kenzingen zu fahren. Herr Tomic ist einer von den Menschen, die man einfach
in sein Herz schließen muss. Damals war er einer meiner engsten Vertrauten

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