Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 138
(PDF, 66 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2016-34-36/0140
Danijel Petkovic, damals Kustos der historischen Abteilung, gab mir jede Menge
Material für meine Magisterarbeit. Er stellte für mich auch den Kontakt zum
städtischen Archiv her, in dem ich ebenfalls Material für meine Abschlussarbeit
recherchierte. Danijel Petkovic zeigte mir den Stadtteil Vinkovacko Novo Selo.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war dieser Stadtteil eine eigenständige Gemeinde und
hieß Neudorf. In der Stadtsprache hat sich bis heute die deutsche dialektale Bezeichnung
„Najdorf' erhalten. Dort lebten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
fast ausschließlich Deutsche, doch abgesehen vom ehemaligen deutschen Kulturhaus
und dem einstigen Schulhaus ist vom deutschen Neudorf nicht mehr viel
zu sehen. Die evangelische Kirche und der Friedhof wurden nach dem Zweiten
Weltkrieg zerstört.

Während des Praktikums recherchierte ich auch im Staatsarchiv in Zagreb und
traf den kroatischen Historiker Vladimir Geiger, der am Kroatischen Institut für
Geschichte forscht. Was die Geschichte der Donauschwaben Kroatiens angeht,
ist er ein ausgewiesener Experte. Er war der Erste, der sich mit der lange verschwiegenen
, tragischen Geschichte der deutschen Minderheit im ehemaligen
Jugoslawien befasste. Vladimir Geiger begrüßte mein Magistervorhaben sehr, da
die Geschichte der Deutschen in Südosteuropa in Deutschland wie in Kroatien
noch immer ein Randthema war, gab mir zahlreiche Tipps und deckte mich mit
Literatur ein. Große Unterstützung erfuhr ich auch von der „Volksdeutschen Gemeinschaft
- Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien" mit Sitz in Osi-
jek (heute heißt die Organisationen „Deutsche Gemeinschaft"), besonders von der
Geschäftsführerin Renata Trischler. In der Bibliothek der „Deutschen Gemeinschaft
" fand ich zahlreiche spannende Artikel, die mir kostenlos kopiert wurden.
In Osijek gibt es noch eine weitere Organisation der deutschen Minderheit, der
„Verein der Deutschen und Österreicher Kroatiens". Zwei Mitglieder des Vereins
stellten sich für ein Interview zur Verfügung. Die beiden älteren Damen erzählten
von ihrem bewegten Leben und waren dabei sehr aufgewühlt, oft auch den Tränen
nahe. Sie erzählten von ihrer Kindheit und davon, wie sie ganz selbstverständlich
zweisprachig aufwuchsen: Zuhause wurde Deutsch gesprochen, auf der Straße
Kroatisch, ohne dass ihnen bewusst gewesen wäre, dass sie zwei verschiedene
Sprachen verwendeten. Die Kindheit endete jäh, als sie mit ihren Eltern am Ende
des Zweiten Weltkriegs drei Jahre in Lagern interniert wurden. Dieses Schicksal
teilten sie mit Tausenden Donauschwaben, die in ihrer Heimat geblieben waren.
Die neuen kommunistischen Machthaber errichteten ab Spätherbst 1944 Lager,
in denen viele Donauschwaben an Hunger, Kälte oder ansteckenden Krankheiten
starben. Als die Lager 1948 aufgelöst wurden, war der Besitz der Donauschwaben
bereits enteignet worden, und in den donauschwäbischen Häusern waren Kolonisten
aus ganz Jugoslawien angesiedelt worden. So verließen die meisten Donau-

138


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2016-34-36/0140