Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 140
(PDF, 66 MB)
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gen Vorstellungsrunde suchten wir gemeinsam auf einer Karte die Stadt Freiburg;
man ist ja - gerade im Ausland - Lokalpatriot! In einfachstem Deutsch erklärte
ich den angehenden Gastronomen, dass die Schwarzwälder Küche aufgrund ihrer
Grenzlage auch französische und schweizerische Einflüsse aufweist. Weil es
ziemlich schwer war, die zukünftigen Kellner zum Sprechen zu animieren, versuchte
ich es mit einem Rollenspiel, bei dem ich der deutsche Botschafter war
(ja, ich gebe zu, etwas vermessen), der entsprechend bedient werden sollte. Nun,
ein paar Brocken Deutsch kamen dabei immerhin heraus. Am Ende der Stunde
machten wir eine Fragerunde - zur Erleichterung der Schüler auf Kroatisch. Am
meisten interessierte die jungen Leute natürlich, wie viel man in Deutschland
in der Gastronomie verdient. In der darauf folgenden Woche durfte ich bei den
Koch- und Bäckerlehrlingen unterrichten. Diesmal war ich bestens vorbereitet:
Wir bearbeiteten typische Schwarzwälder Rezepte, klärten unbekannte Wörter
und hätten anhand der Rezepte theoretisch ganz wunderbar den Imperativ üben
können („Man nehme" und „Rühren Sie kräftig um"...). Außerdem hatte ich noch
einen Lückentext vorbereitet, doch die meiste Zeit war ich damit beschäftigt, mir
die Aufmerksamkeit der Schüler zu erkämpfen. Als mich Frau Kopie dann wieder
ablöste, war ich ziemlich erledigt und quittierte den Schuldienst mit der Erkenntnis
, mit einem Magisterstudium die richtige Wahl getroffen zu haben. Papier ist
ja so geduldig - und still!

Neben meinen Archiv- und Quellenrecherchen, der Hospitanz beim Roten Kreuz,
am Stadtmuseum und den städtischen Schulen kümmerten sich Branko Tomic
und die Kollegen vom Museum darum, dass mir auch in der Freizeit nicht langweilig
wurde. Wir machten Ausflüge in die schöne Stadt Dakovo mit ihrer beeindruckenden
Kathedrale. Hier hatte Josip Juraj Strossmayer - als Bischof, Mäzen
und Kulturpolitiker eine der herausragendsten kroatischen Persönlichkeiten des
19. Jahrhunderts - seinen Bischofssitz gehabt. Wir fuhren zum Lipizzaner-Staatsgestüt
bei Dakovo und nach Osijek, der „slawonischen Metropole". Wir besuchten
Vorträge, etwa den des kroatischen Ozeanologen Dr. sc. Davorin Medakovic.
So hörte ich in Vinkovci erstmals von einem „Apoxyomenos", was aus dem Griechischen
stammt und soviel wie „Abschabender" bedeutet. Ein Apoxyomenos ist
eine Statue, die einen Athleten zeigt, der sich mit einem eigens dafür bestimmtem
Gerät - der „Strigilis" - Schweiß und Schmutz nach dem Sport von der Haut
kratzt. So ein „Schweiß-und-Schmutz-Abschabender" wurde 1996 in der kroatischen
Adria, unweit der Insel Losinj entdeckt, 1999 geborgen und seither aufwendig
restauriert und erforscht. Der kroatische Apoxyomenos ist ein spektakulärer
Fund, ein Zeugnis griechischer Hochkultur und der antiken Geschichte griechischer
Kolonien in der östlichen Adria. Neben Archivrecherchen in alten Akten
war auch der Vortrag des kroatischen Historikers und Abenteurers Hrvoje Ivancic

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