Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 191
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ern und Toren befestigen, ihr also militärisches Gewicht verleihen (Abb. 6). Wirtschaftliche
Bedeutung kam der Gründung schon deshalb zu, weil sie auch den
Handel fördern sollte. Die Hauptstraße war von vornherein so breit geplant, dass
sie sich zur Abhaltung von Märkten eignete.

Bald nach 1249 wird man in Kenzingen mit dem Bau der Pfarrkirche infra muros,
innerhalb der Stadtmauern, begonnen haben, für die wohl schon bei der Planung
ein größeres Areal ausgespart worden war. Die im Jahr 1275 erstmals erwähnte
Marienkirche, das Minster unserer lieben Frawen, wurde 1680 dem Schutz eines
Heiligen anvertraut, der sich während einer Christenverfolgung zu seinem Glauben
bekannt hatte: Laurentius war in Rom als Märtyrer, Blutzeuge, hingerichtet
worden, vielleicht im Jahr 258, wahrscheinlich mit dem Schwert, nach einer anderen
Überlieferung auf einem glühenden Rost.

Grabplatten, die an die Kirchenmauer gelehnt sind, erinnern daran, dass im Schatten
der Pfarrkirche die Toten bestattet wurden. Um Seuchen vorzubeugen, verfügte
die Regierung im Jahr 1784, Friedhöfe außerhalb der geschlossenen Ortschaften
anzulegen. In Kenzingen hatte man es nicht eilig, den Erlass umzusetzen;
immerhin wurde im Laufe der folgenden Jahrzehnte an der Straße nach Bombach
ein eigener Gottesacker angelegt und seitdem belegt.

Wie in anderen Städten entstanden zahlreiche Gewerbe, sodass die Bevölkerung
sich stärker differenzierte als in Dörfern. Trotzdem kam Kenzingen noch Jahrhunderte
lang kaum über etwa 1000 Einwohner hinaus (um das Jahr 1300; um
1615 vielleicht 2000; um 1500 dürften am Oberrhein nur in den Städten Basel und
Straßburg mehr als 10 000 Menschen gelebt haben). Je nach Wohlstand hielten
die Bewohner Milchvieh, Geflügel und ein Reit- oder Zugpferd. Als Ackerbürger
bearbeiteten sie ihre Gärten und Felder, Wiesen und Wald - und vor allem ihre
Reben. 1778 meldete ein Amtmann der vorderösterreichischen Regierung, dass
die Kenzinger „ nur dem Namen nach Bürger, in der thatt selbsten aber bauern
seynd, die ihr gewerb nur als eine nebensache treiben und sich fürnemlich auf den
Ackerbau, wie in den Dorffschaften, verlegen müssen ".

Bis dahin hatte Kenzingen sich unauffällig entwickelt. Die Konkurrenz benachbarter
Märkte und Städte, Handel und Verkehr förderten zwar ein gewisses
Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung. Bremsend wirkten jedoch geringe
landwirtschaftliche Erträge, Krankheiten und kurze Lebenserwartung; die Große
Pest Mitte des 14. Jahrhunderts dürfte auch in Kenzingen Hunderte von Menschen
dahingerafft haben.

Folgten einander Jahre mit Missernten, Krieg und/oder anderen Schicksalsschlägen
, verbreitete sich ein Gefühl der Unsicherheit. Mitte des 14. Jahrhunderts
glaubte man, die Schuldigen in den Juden gefunden zu haben, die schon vorher
diskriminiert und verfolgt worden waren; ohne ordentliches Gerichtsverfahren
hat man sie umgebracht. Im ausgehenden 16. und im 17. Jahrhundert trieb ein
anderer Wahn schaurige Blüten. So wurden in den 1620er-Jahren in Kenzingen

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