Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 194
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gen die ,Ungläubigen' (Muslime) zu verteidigen, um Jerusalempilger zu schützen
und ihnen bei Krankheit zu helfen. In Kenzingen besaßen die Johanniter Wohngebäude
, ein Gasthaus und Ställe, ein Kornhaus, Scheune, Keller und Trotte; insgesamt
war ihr Stadthof weit größer als der anderer geistlicher Einrichtungen im
Ort. Dazu kamen Felder, Reben und Wald vor den Toren der Stadt; Grenzsteine
mit dem charakteristischen, achtspitzigen Kreuz erinner(te)n an Besitzungen der
Johanniter. Deren unmittelbare Nachfolger sind die Malteser, die heute in zahlreichen
sozialen Bereichen arbeiten.

Anders als die Johanniter hatte Franz von Assisi sein großes Werk aufgebaut. Von
den reich gewordenen Benediktinern und Zisterziensern hatte er sich abgesetzt;
völlig arm hat er die Nachfolge Jesu gelebt. Männer und Frauen, die sich um ihn
geschart hatten, hatte er zu individueller und kollektiver Armut verpflichtet. Daraus
war der Orden der Franziskaner entstanden. Oft einfach ,Minderbrüder' oder
,Barfüßer' genannt, sind sie, wie andere ,Bettelorden', im Laufe der Jahrhunderte
behäbig geworden, haben Besitz angenommen und sich in ,weltliche' Händel
verstrickt. Soll man darüber die Nase rümpfen, dass nicht wenige ,Söhne' des
Heiligen Franz den Idealen ihres Gründers untreu geworden sind?

Reformen und Reformation

Die abendländische Kultur zeichnet sich dadurch aus, dass sie Einzelne, Gruppen
und Bewegungen hervorgebracht hat, die verkrustete Strukturen aufbrachen. Sie
verdankt diese Fähigkeit nicht zuletzt Mönchen, die sich in Zeiten des Niedergangs
der Kirche auf die Gebote Jesu und die Anfänge des Christentums besonnen
haben.

Nicht das Mönchtum, wohl aber der Mönch Martin Luther hat Reformen angestoßen
, die seit 1517 als Reformation in die Geschichte eingegangen sind. Zu den
vielen Christen, die sich nach tiefgreifenden Veränderungen in der Kirche sehnten
, gehörte auch Jakob Otter (um 1490-1552). Der theologisch, philosophisch
und juristisch gebildete Kaplan an der Stadtkirche war in der Gemeinde sehr beliebt
; von 1522 bis 1524 hat er versucht, in Kenzingen den ,neuen' Lehren zum
Durchbruch zu verhelfen. Zu der Zeit konnte niemand ahnen, dass die Bewegung
zu einer bis heute nicht geheilten Spaltung der lateinischen Christenheit führen
werde. Wegen des Widerstandes der Obrigkeit konnte Otter sich nicht halten und
floh zusammen mit zahlreichen Kenzingern, die zu ihm hielten, nach Straßburg,
das sich schon früh den Neuerungen geöffnet hatte. Sowohl ,neugläubige' als
auch am ,alten' Glauben festhaltende Herrscher haben wiederholt, unter Hinweis
auf schwere Ausschreitungen, die von ihnen als richtig betrachtete Lehre durchgesetzt
, mit Benachteiligungen, Landesverweis und Gewalt. So wurde Johannes
Kruß, Kenzinger Stadtschreiber, im Jahr 1524 in seiner Stadt als ,Erzketzer' enthauptet
. Blutige und unblutige Unterdrückung führten dazu, dass in Kenzingen
jahrhundertelang keine evangelischen Christen lebten. Über dem Trennenden - in

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