Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 198
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1716-1718) die Osmanen aus Ungarn und Teilen des Balkans zurück. Zu leiden
hatten, wie am Rhein, vor allem die Menschen, die auf dem Land und in ungeschützten
Städten lebten.

Österreich stieg in den Kämpfen zu einer europäischen Großmacht auf, und zu
der gehörte von 1699 bis 1918 auch die Gegend von Vinkovci, die seit 1527 os-
manisch beherrscht gewesen war. Die Habsburger Monarchie umfasste Länder
unterschiedlicher Sprachen, Kulturen und Religionen. Um sie zerschlagen zu
können, hat man sie im Ersten Weltkrieg als ,Völkerkerker' geschmäht. Nach
weiteren Kriegen mit Millionen von Opfern weiß man zu schätzen, dass sie im Innern
und in der Staatenwelt für Ausgleich gesorgt hat. Das zusammenwachsende
Europa kann von ihr lernen.

Die Kriege auf dem Balkan hatten noch eine andere Folge: Fruchtbare Landstriche
waren nur dünn besiedelt. Im Interesse des Landesausbaus forderte die
Herrschaft die Auswanderung; im Falle der Habsburger Monarchie kann man von
Binnenwanderung sprechen. In den Jahren 1786/87 sind allein aus dem Bezirk
Kenzingen 30 Personen nach Ungarn ausgewandert. Und die Nachkommen? Diese
Familie könnte nach Vinkovci gezogen, jene nach dem Zweiten Weltkrieg nach
Österreich oder Deutschland vertrieben worden sein.

Friedenshoffnungen und Kriege, Flurbereinigung und Säkularisation

Im Jahr 1770 zog Marie Antoinette, eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia, mit
prächtigem Gefolge durch Kenzingen und nach Frankreich, wo sie den Thronfolger
Ludwig heiratete. Die Sehnsucht nach dauerndem Frieden, die viele Menschen
mit dieser Ehe verbanden, erfüllte sich nicht. 1789 kam es in Paris zu einer
Revolution, die sich rasch radikalisierte und bald das ganze Land erfasst hatte.
1793 wurden Ludwig XVI. und seine Gemahlin Marie Antoinette öffentlich enthauptet
. Die Revolution löste politische, militärische und wirtschaftliche Konflikte
aus, unter denen einmal mehr die Länder am Rhein zu leiden hatten. Die
Revolutionäre und Napoleon sahen sich als Erben der Bourbonen. Sie kämpften
weit verbissener als früher; denn von 1796 bis 1815 ging es um materielle Ziele
und zusätzlich um Ideologie und Nationalismus.

Frankreich annektierte, was auf dem linken Rheinufer noch nicht seiner Herrschaft
unterstand. Deutsche Fürsten, die dort Territorien verloren, wurden rechts
des Rheins entschädigt aus Besitz, der seit langem Kirchen und Klöstern gehört
hatte. Das lief auf eine Verweltlichung oder Säkularisation hinaus (lat. saeculum
= Welt). In den Jahren 1803 bis 1806 wurden auch Klöster wie Wonnental und
Tennenbach aufgehoben. Gegen den Bruch mit vermeintlich heiligen Traditionen
hat sich nicht einmal in katholisch geprägten Orten wie Kenzingen ernstlicher
Widerstand geregt. Eine Erklärung: Tm Laufe der Jahrhunderte hatten sich viele
kirchliche Amtsträger uneinsichtig gezeigt und kein Gespür entwickelt für das,

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