Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 199
(PDF, 66 MB)
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was man später Sozialbindung des Eigentums genannt hat. Klöster wie Wonnental
hatten gern Rechte und Frieden beansprucht, die ihnen in Städten geboten wurden
. Taub und hartleibig hatten sie sich gezeigt, wenn sie sich an deren Lasten
beteiligen sollten.

Die Wonnentaler Nonnen hätten wohl eine Überlebenschance gehabt, wenn sie
- wie Ursulinen und Dominikanerinnen - Mädchen unterrichtet hätten. Da das
nicht der Fall war, strebte der sich aufklärerisch gebende Staat danach, das vor
allem in Land und Gebäuden bestehende Vermögen des Klosters zu Geld zu machen
- mit mäßigem Erfolg.

Gleichzeitig mit den Säkularisationen wurden auf Kosten kleiner oder ferner,
weltlicher und kirchlicher Herrschaften Staaten mittlerer Größe geschaffen. So
wurde die Markgrafschaft Baden um Territorien, Städte und andere Gebilde erweitert
, die vormals weltlichen und kirchlichen Herren oder zum Reich gehört
hatten; seit 1806 bildeten sie das Großherzogtum Baden. Zu dem gehörte nun
auch das lange Jahrhunderte österreichische Kenzingen. Der neue Mittelstaat
verwischte Grenzen, die seit dem 16. Jahrhundert die Konfessionen geschieden
hatten. Das insgesamt friedliche Nebeneinander von Katholiken, Lutheranern und
Reformierten sowie Juden ging nach und nach in ein für alle ersprießliches Miteinander
über.

Eine weitere Folge der territorialen Veränderungen: Millionen hatten sich an
eine neue Obrigkeit zu gewöhnen; im Allgemeinen verloren sie weder ihre angestammte
Heimat noch mussten sie auf ihre ererbte Sprache verzichten. Insofern
unterschieden sich die Neuerungen vorteilhaft von Umgestaltungen der Landkarte
im 20. Jahrhundert.

Während Besitz und Herrschaften der Kirche liquidiert und neue Staaten geschaffen
wurden, führte Napoleon Krieg. 1812 mussten etwa 7000 Badener, unter ihnen
vielleicht Kenzinger, mit der ,Großen Armee' gegen Russland kämpfen. Als
nach dem Seitenwechsel des Großherzogs 1813/14 ungezählte Krieger durch den
Breisgau zogen, geriet Kenzingen einmal mehr an den Rand des Ruins, musste die
Stadt doch 107 800 Militärpersonen und 39 570 Pferde versorgen. Die Bewohner
sahen sich um die letzten Brot- und Weinvorräte gebracht. Die Soldateska verwüstete
Rebberge und schleppte Typhus ein; unter den 175 toten Kenzingern waren
47 Väter und 35 Mütter, sodass die Zahl der Waisen weiter wuchs. Kaum war
das Militär abgezogen, äscherte im Mai 1814 eine Feuersbrunst 88 Gebäude ein,
machte 91 Familien obdachlos und stürzte weitere Kenzinger in Not. Immerhin
blieben 231 Häuser bewohnbar. Ein im Jahr 1904 für die Pfarrkirche St. Laurentius
gestaltetes Chorfenster hält die Katastrophe im Bilde fest.

Die Revolutions- und napoleonischen Kriege hinterließen Länder, die im wahrsten
Sinne des Wortes ausgeblutet waren. Immerhin verstanden sich die Machthaber
noch auf die Kunst, Frieden zu schaffen. Die 1814/15 in Wien ausgehandelten

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