Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 210
(PDF, 66 MB)
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1933 bis 1945 - Terror, Not und Krieg

Am 30. Januar 1933 wurde Hitler von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler
ernannt. Mit brutalem Terror und Lüge, List und Verführung bauten die
Nationalsozialisten im Laufe weniger Monate ihre Macht zur Alleinherrschaft
aus, durch Gleichschaltung' bald auch in den Ländern und Kommunen, in den
Schulen, in den Medien und überall dort, wo sie wichtige Entscheidungen treffen,
über Geld und/oder Menschen verfügen konnten. Da sie mit unvorstellbarer Skru-
pellosigkeit zu Werke gingen, konnten sie ein ums andere Mal ihre Gegner und
Opfer überrumpeln und im Innern wie in der Außenpolitik atemraubende Erfolge
verbuchen.

Schamlos nutzten die Nationalsozialisten aus, dass einflussreiche Personen ihr
Denken und Handeln nicht an der Würde jedes Menschen und an den Grundrechten
auf Leben und Freiheit ausrichteten, sondern an Gesetzen und Verordnungen,
die legal zustande gekommen waren, was immer man darunter verstehen mochte
. In Schule, Kirche und Gesellschaft hatte man nicht gelernt, Anordnungen der
Obrigkeit infrage zu stellen. Weitverbreitete Abgestumpftheit und eine Mischung
aus Feigheit und vorauseilendem Gehorsam begünstigten Opportunismus und den
Willen, wenigstens die eigenen Schäflein in Sicherheit zu bringen, vielleicht gar
Schlimmeres zu verhüten. Oft genügte ein unauffälliger Anstoß; beflissen folgten
andere, und schon entstand ein Trend. Ein harmloses Beispiel: Im Mai 1933 wurde
Hitler auch in Kenzingen zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

In den folgenden Jahren hat das Regime die überwiegende Zahl der Deutschen -
und gewiss auch der Kenzinger - wenigstens für einige seiner Ziele gewonnen.
Wer nicht begeistert war, verhielt sich mindestens loyal. Musste nicht jeder den
Abbau der Arbeitslosigkeit und außenpolitische Erfolge begrüßen?

Eine unselige Verkettung von Schuld und Versagen, weitverbreitete Heilserwartung
und strukturelle Mängel haben den Nationalsozialisten Wege geebnet. Zugute
kamen ihnen auch Arbeiten und Studien aus der Zeit vor der Machtergreifung'.
Das betraf etwa die Aufrüstung und den Umgang mit Menschen, die als , Ballastexistenzen
' verhöhnt worden waren, die man kostengünstig beseitigen solle.

Die Machthaber haben große Teile des eigenen Volkes gehasst, verfolgt und Abertausende
, wenn nicht Millionen von ihnen ermordet, die meisten während des
Krieges. Sie haben Christen, Gewerkschaftler, Kommunisten, Sozialdemokraten
und andere politische Gegner der Freiheit beraubt und umgebracht. Dasselbe
Schicksal erlitten ,Asoziale', Behinderte, Erbkranke, Juden und ,Zigeuner', weil
sie nicht dem Wahn von der reinen, arischen, zur Herrschaft bestimmten Rasse
entsprachen. Seit 1933 entzogen Gesetze und Verordnungen den Juden ein Recht
nach dem anderen: auf Zugang zu öffentlichen Einrichtungen, auf Bildung und
Nahrung, schließlich sogar das Recht auf Leben. Schwer zu leiden hatten auch
die Zeugen Jehovas. Benachteiligt wurde, wer das propagierte Neuheidentum ablehnte
. Mit dem Christentum wollten die Nationalsozialisten nach dem ,Endsieg'

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