Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 222
(PDF, 66 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2016-34-36/0224
wähl haben, zusammen mit der Flurbereinigung (mitbedingt durch den Bau der
Autobahn), für eine Steigerung der Erträge gesorgt, wie man sie sich nicht hatte
vorstellen können. Kommt es einmal zu einer regionalen Missernte, sorgen Importe
- vor allem aus der Europäischen Gemeinschaft - für Abhilfe.

Flurbereinigungen: Im Rebbau und mit der Gemeindereform

Seit Jahrhunderten begünstigen Boden und Klima in Kenzingen Sonderkulturen;
doch ist die Bedeutung von Tabak und Feldgemüsebau für die Wirtschaft des
Ortes spürbar zurückgegangen. Tm Folgenden wird der Rebbau deshalb genauer
betrachtet, weil er geradezu revolutionär verändert wurde. Generationenlang
waren die Reben unzulänglich gepflegt, die Reblaus zu wenig bekämpft worden.
Die unausbleibliche Folge waren niedrige Erträge, die aber noch andere Ursachen
hatten.

Seit den 1960er-Jahren vertiefte man Überlegungen und entwickelte ein Gesamtkonzept
, dem die Stimmung im Lande entgegenkam. Denn um 1970 erreichten
Fortschrittsoptimismus, Wachstumsdenken und Machbarkeitswahn einen Höhepunkt
; in vielen Bereichen sah man sich zu radikalen Änderungen ermutigt. Eine
Voraussetzung für die Verwirklichung gewaltiger Projekte, zu denen der Bau von
Schulen und Autobahnen und der Ausbau der Sozialversicherung gehörten: Es
stand Geld zur Verfügung, weil die Steuereinnahmen zeitweise (noch) schneller
gestiegen waren als individuelle und kollektive Ansprüche.

Im Rebbau hatte man seit Ende des 19. Jahrhunderts Änderungen als ,not-wendig'
erkannt; die Not der Weltkriege und der Zwischenkriegszeit hatten ihre Durchführung
jedoch vereitelt. In Kenzingen verklammerte man zwei Maßnahmen zu
einem gewaltigen Projekt: Mit der Rebflurbereinigung (am Hummelberg, am
Blosenberg und am Rammersberg) wollte man zersplitterte Rebflächen zusammenlegen
. Großterrassen sollten geschaffen und auf günstige Lagen (300-350 m;
offen nach Süden und Südwesten) beschränkt werden (Abb. 18a und b). Leichter
als früher sollte der Boden zu bearbeiten und zu düngen sein. Man entschied sich
für halbhohe Stammerziehung am Drahtrahmen. Nur reblausresistente Rebsorten
sollten gepflanzt werden. An die Stelle von Massenweinen sollten hochwertige
Qualitäten treten: Müller-Thurgau, Ruländer, Riesling, Gewürztraminer und
Blauer Spätburgunder. Stöcke und Rebzeilen sollten einen Abstand von mindestens
1,30 Metern wahren; das sollte die Arbeiten erleichtern, den Einsatz von
Maschinen ermöglichen und die Ausbreitung von Schädlingen behindern. Breite,
asphaltierte Wege sollten jedem Winzer Zugang zu seinen Parzellen geben und
einen reibungslosen Verkehr gewährleisten.

Im Sommer 1968 begonnen, zogen sich die Arbeiten am Hummelberg bis 1975
hin. Mit gewaltigen Maschinen wurden Millionen Kubikmeter Erde bewegt; jahrelang
ähnelte die Gegend einer Mondlandschaft. Das Ergebnis: Die Rebfläche

222


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2016-34-36/0224