Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 297
(PDF, 66 MB)
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Novo Selo, die durch fehlendes Kapital bedingt war. Die Neudorfer rösteten den
Hanf,,/« der Bosut" (das heißt: Er wurde in den sehr langsam fließenden Fluss
Bosut gelegt, damit sich die Bastfasern voneinander trennten). Dabei wurde der
Hanf mit Dreck und Schlamm bedeckt. Hingegen gab es in der Fabrik eine Be-
tongrube zum Rösten (Das Wasser wurde über den in Lagen geschichteten Hanf
laufen gelassen.), was ein viel saubereres Verfahren war. Allerdings konnte sich
nicht jeder eine solch teure Anlage leisten.

Nach seinem Vater berichtet der junge Bauer über die Pferdezucht der Familie
: Sie hatten „daheim sehr viel Spaß an den rassigen Gäulen". „Mit großem
Stolz " - was er zweimal herausstreicht - fuhr man im Gespann mit ihnen durch
die Gegend. Man putzte Pferde und Wagen heraus und kutschierte die Peitsche
schwingend herum. Bei den Pferden handelte es sich um eine Nonius-Zucht, eine
elsässische Pferderasse. Die Pferdezucht warf mehr Geld ab als die Viehzucht.
Um sie war es in Novo Selo nicht gut bestellt; auch brachte die Milchwirtschaft
wegen ihres niedrigen Standards nicht viel ein. Das war nicht so gut wie jetzt
in Deutschland, betont der Sohn. Die Pferde waren schnell zu verkaufen: an die
serbische Armee, nach Griechenland, Österreich und auch nach Deutschland. Ein
Pferd brachte 4000 bis 5000 Dinar ein.

Anschließend wird von dem alten Bauern der Weinbau thematisiert: Sie besaßen
circa 4000 Rebstöcke verschiedener guter Rebsorten, womit sie 3000 Liter Wein
erzeugen konnten. Der Wein war in Novo Selo stärker und die Trauben süßer als
in Deutschland. Es gab ja auch mehr Sonne in Kroatien, räumt der Erzähler ein.
Es war genug Wein für den Hausgebrauch, auf den Verkauf wurde nicht spekuliert
. Statt „Masse" war „ die Hauptsach', wann a jeder a bissche von dem Gute "
hatte, gerade genug für die Familie und Freunde. Dann ergeht sich der Großvater
in Einzelheiten des Rebenanbaus: Von einem Rebstock gingen zwei Zapfen sowie
eine junge und eine alte Tragrebe aus. Wegen der nicht auf Quantität abzielenden
Kleinproduktion wurden nicht so viele Fässer benötigt, auch hatte man nicht so
viel Arbeit mit dem Wein.

Im Anschluss denkt der Großvater an die Verarbeitung des Getreides zurück: Es
hatte sich im Laufe der Jahrzehnte viel verändert. Als Kind hatte er noch die
Arbeit mit Dreschflegeln erlebt. Auch trieb man damals noch Pferde über das
Stroh, damit sich die Körner von den Ähren lösten. Aber trotzdem musste man
immer noch das Korn mit der Windmühle „putzen ". Später gab es in Novo Selo
Dreschmaschinen, die anfangs von Pferden, dann von Dampfmaschinen betrieben
wurden. Zuerst wurden sie von Pferden und kurz vor der Aussiedlung von einem
„Bulldog" (Traktorenname) zum Dreschplatz gezogen. Man dreschte täglich 500
bis 600 Zentner Korn, und das von 4.00 bis 20.00 Uhr. So war es, bis dass sie

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