Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 301
(PDF, 66 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2016-34-36/0303
keine Seele weint um mich " und „Es waren zwei Königskinder, /die hatten einander
so lieb ". Das erste Lied ist eines von vielen Soldatenliedern, die bei den drei
Aufnahmeterminen aufgezeichnet wurden.

Bei dem zweiten Lied handelt es sich um eine Ballade, die in Grundzügen schon
für das 16. Jahrhundert nachweisbar ist. Sie steht für die Suche vieler damaliger
Volksliedforscher nach dem Ursprünglichen, Echten und Dauerhaften, das nach
ihrer Ansicht nur in ländlichen Gemeinschaften aufzufinden war. Der NS-Volks-
liedsammler Helmut Bräutigam (1914-1942) ließ sein gedrucktes Liederbüchlein
von 1941 sogar mit dieser Ballade beginnen21. Er hatte es kurz vor dem Zweiten
Weltkrieg in Novo Selo von Christina Beyer aufgezeichnet. Was romantizistisch
anmutet, war auch hoch politisch. Sowohl die auslandsdeutschen Ethnopolitiker
als auch reichsdeutsche Stellen förderten zwecks Pflege der deutschen Sprache
das deutsche Lied. Da die Sprache als Hauptkriterium der Volkszugehörigkeit
galt, diente eine möglichst große Zahl von Deutschsprechenden umso besser der
Durchsetzung politischer Ansprüche.

2. Aufnahme vom 1. Mai 1959 (Tonbänder Nr. 363 und 364)

Nur wenige Tage nach der ersten Aufnahme folgte am 1. Mai 1959 ebenfalls in
Weingarten die zweite. Diesmal hatte sich die Zahl der Informanten vergrößert.
Vermutlich hatte der ehemalige Bürgermeister Müller sen. die Interviewer zwecks
Befragung weiterer Informanten an die Familie Philipp Medel verwiesen. Wie in
Novo Selo, so wohnten beide Familien auch 1959 wieder in unmittelbarer Nachbarschaft
. Außerdem pflegte man in den beiden Großfamilien wechselseitige
Heiratsbeziehungen. Im Mittelpunkt der zweiten Aufnahme steht Philipp Medel
(1886-1959), der bereits Bräutigam vor dem Krieg viele Lieder vorgesungen hatte22
. Weitere Interviewpartner sind die entfernte Verwandte Margarete Müller von
der ersten Aufnahme, Medels Töchter Susanne Medel (1915-2003) und Barbara
Pfann (1908-2008) sowie deren Ehemann Adam Pfann (1906-1971). In den
Regesten zu Tonband Nr. 364 wird zusätzlich Medels Tochter Katharina Täubel
(1916-2002) aufgeführt. Sie leitete zusammen mit einer anderen jungen Frau die
Neudorfer Mädchengruppe des SDKB23.

Zu Beginn erzählt Philipp Medel in knapp zwei Minuten von dem Besuch (keine
Datierung erwähnt) von etwa zehn jungen Reichsdeutschen, die Volkslieder in
Novo Selo sammeln wollten. Sie hatten statt in Betten lieber im Heu geschlafen,
wie sich Medel belustigt erinnert. Morgens nach dem Kaffee verteilten sie sich
im Dorf. Einer blieb bei Medel: „Da habe ich ihm vorgesungen, sicher 72 Lieder,
Volkslieder nämlich. " Ein anderer aus der Gruppe hatte dann die Lieder aufgeschrieben
.

301


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2016-34-36/0303