Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 100
(PDF, 59 MB)
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Vorwort zu

Schmiede Muckental 150 Jahre

Michael Hascher

Der Schmied übt einen der ältesten Handwerksberufe aus. Mit der in der Vorgeschichte
beginnenden Nutzung von Metallen ergab sich auch die Notwendigkeit,
diese in die gewünschte Form zu bringen. Die Bearbeitung mit einem Hammer
bringt das (in der Regel erhitzte) Werkstück in diese Form. Diese Grundform des
Schmiedens als warmem Umformen findet sich in der Technikgeschichte in ganz
unterschiedlichen Variationen (Kupfer-, Silber-, Goldschmied-, Sensenschmiede
usw.) und oft kombiniert mit anderen Verfahren: So hatte bei Eisenwerkstücken
das Hämmern zudem vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert den erwünschten
Effekt, dass dabei aus den aus den Rennöfen oder Hütten kommenden „Luppen"
noch Schlackereste „ausgeschmiedet" wurden. Weiter konnte der Schmied auch
verschiedene Stücke aus Eisen und Stahl „zusammenschmieden", was technologisch
dem Schweißen sehr ähnlich ist und beispielsweise bei Schwertern praktiziert
wurde. Insgesamt hatte und hat das Schmieden gegenüber anderen Formgebungsverfahren
(Guss, spanabgebende Bearbeitung) den Vorteil, dass die Festigkeit
und Konsistenz des Werkstoffes durch die Bearbeitung eher erhöht als
geschwächt wurde. Daher spielen geschmiedete Teile bis heute eine Rolle, selbst
wenn in vielen Anwendungsbereichen inzwischen gewalzte oder gegossene Teile
zum Einsatz kommen.

Geschmiedete Werkzeuge und Waffen aus Eisen oder Stahl waren vom Beginn
der Eisenzeit bis weit in die Neuzeit nahezu konkurrenzlos. Qualitative Überlegenheit
in der Schmiedekunst sicherte manchen Völkern oder politischen Einheiten
ihre Machtstellung. Es ist daher kaum verwunderlich, dass es einerseits bei
den Steppenvölkern des Mittelalters das Phänomen der „Schmiedekönige" gab.
Andererseits findet sich in vielen Kulturen weltweit schon seit der Antike die mythologische
Überhöhung der Schmiede, die sich zum Teil in Göttern äußert, die
Schmiede sind (Hephaistos) oder mit Hämmern agieren (Thor).

Ein spätes Erbe dieser starken Wertschätzung und Faszination, die sich in jenen
mythologischen Vorstellungen äußert, findet sich noch heute. Ein ausgeprägter
Stolz der Schmiede selbst und die fortbestehende Faszination der Laien für diesen
mit Feuer, Luft und Eisen hantierenden Handwerker erklären, dass Schmieden zu
den Kulturdenkmalen der Industrie und Technik gehören, die schon relativ früh
die Aufmerksamkeit der Denkmalpflege erregten. So wurde der „Frohnauer Hammer
" bei Annaberg (Sachsen) schon ab 1907 von regionalen Heimatschützern als
Denkmal gepflegt, im Werk „Technische Kulturdenkmale" von Matschoss/Lind-
ner 1932 sind einige weitere Hammerwerke abgebildet, und in Baden-Württemberg
wandelte sich beispielsweise die Hammerschmiede am Blautopf 1966 zum

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