Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 101
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0103
Museum. Wenige Jahre danach wurde, wie Folkhard Cremer schön zeigt, auch
die Schmiede im Muckental vor dem Abriss bewahrt und als Denkmal erkannt.

Es ist sehr zu begrüßen, dass die Geschichte dieser Schmiede, zu der offenbar
umfangreiche Quellen vorlagen (was durchaus nicht überall der Fall ist), im vorliegenden
Artikel so genau und in breitem Kontext dargestellt wird. Dies gilt nicht
zuletzt für die Passagen, in der es um die Behandlung der Schmiede durch die
Denkmalpflege geht. Die Gratwanderung zwischen dem Substanzerhalt auf der
einen und den Erhaltungsperspektiven des gesamten Denkmals auf der anderen
Seite sind hier schön geschildert. Der Artikel wird somit auch bei der Betreuung
anderer Kulturdenkmale dieser Branche nützlich sein.

Im Denkmalbestand des Landes Baden-Württemberg finden sich etwa 300 Objekte
, die in irgendeiner Form mit Schmieden zu tun haben. 16 davon sind Hammerschmieden
wie die geschilderte, die anderen verteilen sich auf unterschiedliche
Typen dieser facettenreichen Gattung: Häufig sind es Schmieden, die hauptsächlich
vom Hufbeschlag oder der Herstellung bzw. der Reparatur landwirtschaftlicher
Geräte lebten. Hier sind keine wasserkraftbetriebenen Schwanzhämmer
zu finden und auch gar nicht notwendig. Allerdings gibt es dort oft maschinelle
Hämmer (Federhämmer o.ä.), die als materielle Dokumente der Technikgeschichte
ebenso interessant sind, aber eben einen geringeren Grad an Kuriosität
und Faszination ausstrahlen als die Schwanzhämmer. Weiter ist die Entwicklung
typisch, die Folkhard Cremer für die Hammerschmiede in Teningen berichtet:
Als Metallhandwerker versuchten Schmiedebetriebe, als der klassische Markt an
schmiedeeisernen Teilen zurückging, oft sich in benachbarte Branchen des Metallhandwerks
(Schlosserei) oder in Richtung der Metallindustrie und des Maschinenbaus
zu entwickeln. Ein schönes Vergleichsbeispiel dazu ist die Firma Kurtz
in Wertheim, die noch eine historische Schmiede mit Museum betreiben lässt und
deren Unternehmensgeschichte jüngst in einem Buch ausführlich dargestellt wurde
. Ein anderes, nicht so gut überliefertes Beispiel ist die Schmiedetechnik Henning
in Metzingen, die 2015 Gegenstand des Studentenworkshops des Deutschen
Nationalkomitees für Denkmalschutz war.

Den genannten Schmieden mit funktional erhaltener, d.h. vorführbarer technischer
Ausstattung ist eines gemeinsam: Sie haben neben dem reinen Kuriositätswert
ein enormes didaktisches Potential, das in (Berufs-)Schule und Hochschule
oft noch zu wenig in der Vermittlung technischer Inhalte genutzt wird. Denn eine
historische Schmiede kann mehr sein als ein Ausflugsziel für den Geschichtsunterricht
oder den Betriebsausflug: Die hier angerissenen Fragen der Formgebung,
der Eigenschaften des Ausgangsmaterials und des fertigen Werkstücks können am
konkreten Objekt sehr anschaulich nachvollzogen werden respektive werden den
Betrachtern erst beim Betrachten des Prozesses richtig bewusst. In diesem Sinne
sind der Schmiede im Muckental auch weiterhin viele wissbegierige Besucherinnen
und Besucher zu wünschen.

101


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0103