Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 153
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0155
Ansprache zum Gedenken an die demokratische
Revolution in Baden 1848/49 und an Gebhard Kromer

Hans-Werner Retterath

Meine Damen und Herren,

in Deutschland hat man lange die Erinnerung an die demokratische Revolution
von 1848/49 verdrängt. Noch Jahrzehnte später sprach man allenfalls von dem
„tollen Jahr". Im 100. Jubiläumsjahr, 1948, versuchten einige Demokraten mit
Unterstützung der Alliierten, die Deutschen auf ihre demokratischen Traditionen
hinzuweisen - mit recht mäßigem Erfolg.

Im Mai 1978 starteten in Freiburg einige Studierende eine Gedenkinitiative, die
jedoch mit einer Ausnahme weitgehend unter sich blieb. Das Jahr 1968 lag erst 10
Jahre zurück und so wurde dem Festkomitee weder von der Stadt, dem Schulamt
noch der Universität eine Räumlichkeit zur Verfügung gestellt. Gleichwohl sorgten
die Akteure für öffentliche Aufmerksamkeit, denn sie organisierten einen Umzug
in historisierender Kleidung und sangen dabei Lieder der 1848/49er-Revolution.
Vor allem benannten sie zentral gelegene Straßen und Plätze um, so etwa die
Kaiser-Joseph-Straße in Gebhard-Kromer-Straße. Die provisorischen Schilder
hatten sie zur Information der Passanten mit Erläuterungen versehen.

Zehn Jahre später, 1988, zeigten sich offizielle Kreise aufgeschlossener, denn
nun war der Freiburger Oberbürgermeister Rolf Böhme bei der Gedenkfeier
am Jägerbrunnen bei Günterstal mit von der Partie. Als 1994 das 850-jährige
Bestehen Bombachs gefeiert wurde, hat Helmut Reiner in der Chronik unter dem
Titel „ Kenzinger Revolutionäre " besonders auf Kromer hingewiesen. Dagegen
fehlt in der 1998 erschienenen zweibändigen Kenzinger Stadtgeschichte ein
größerer Artikel zur demokratischen Revolution; immerhin erwähnt Ursula
Huggle kurz die Erschießung von Gebhard Kromer.

1998 wurde andernorts das 150. Gedenkjahr gebührend gefeiert. Jetzt sorgte die
Landesregierung mit ihrer Propagierung und der Bereitstellung von Geldern für ein
baden-württembergisches Eventjahr. Es fanden nicht nur zahlreiche Gedenkfeiern
und Vorträge, sondern auch das beliebte Nachspielen historischer Ereignisse statt.
Darunter fielen der sogenannte ,, Hecker-Zug" und andere spektakuläre Aktionen,
bei denen meist Männer in historisierender Kleidung mit Gewehren und Sensen
bewaffnet Situationen aus der Revolutionszeit nachstellten. Während für Kritiker
das spielerische Element den historischen Inhalt in den Hintergrund abdrängte,
muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass solche Schauspiele durchaus zur
tieferen Beschäftigung mit den damaligen Ereignissen anregen können.

* Anlässlich der Einweihung des Kromer-Denkmals in Bombach am 24. Juni 2014.

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