Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 222
(PDF, 59 MB)
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Unterstützung, um zu diesem Gespräch Zugang zu finden. Die Autorin versuchte,
diese Hilfestellung anzubieten, damit die Frauen sich nun selbst mit der Bibel
beschäftigen und dort Ermutigung finden konnten. Es wird oft nicht beachtet, wie
viel Seelsorge ein Brief enthalten kann, ja wie bereits die Tatsache, einen Brief
zu erhalten, für die Empfangerinnen ein Stück Seelsorge dargestellt haben dürfte.
Den Eingang ihres Briefes hat Katharinazell besonders sorgfaltig formuliert und
theologisch durchdacht. Er ist nach dem Formular der neutestamentlichen Briefe
des Apostels Paulus stilisiert. Der Eingangsgruß ist hier seinem Wesen nach bereits
Zuspruch des Evangeliums. Die Formulierungen der Grußüberschrift lassen
spüren, mit wie viel Herzlichkeit und Anteilnahme sich die Briefseelsorgerin den
Kenzinger Frauen zuwendet. Diese werden in ihrer Situation wahrgenommen,
was ihnen das Gefühl vermittelt haben dürfte, in ihrer Not und Niedergeschlagenheit
verstanden und ernstgenommen zu werden. Katharina Zell macht deutlich,
dass „Gott, der Vater aller Barmherzigkeit," (vgl. 2. Kor 1,3) es sei, der ihnen
diese „Trübsar' gesandt habe. Damit mutet sie den Frauen den Glauben zu, dass
alles, was sie gegenwärtig getroffen habe, letztlich von Gott komme, der jedoch
auch darin der barmherzige Vater bleibe. Diese für die Briefschreiberin wesentliche
Glaubenssicht sucht sie im Verlauf ihres Briefes anhand verschiedener biblischer
Belegstellen zu begründen.

Indem sie die Frauen als „in Gott besonders geliebte Schwestern" anspricht, betont
sie die Verbundenheit im Glauben mit den ihr persönlich Unbekannten. Ihr
liegt daran, die Zusammengehörigkeit derer zu betonen, die zu Christus gehören.
Mitfühlend lässt die Straßburgerin die Betroffenen wissen, dass nicht nur sie allein
, sondern auch andere Gemeindeglieder sich deren Geschick zu Herzen gehen
ließen. Dabei werden die „großen Qualen", welche die Frauen ertragen müssten,
als „Leiden um Christi willen" ausgelegt. Sie stünden damit in der Nachfolge Jesu
und bezeugten so den Straßburgerinnen ihren „von Gott gegebenen Glauben",
was diese zur Mitfreude bewege.

Damit interpretiert sie die scheinbar ohnmächtige Lage der Frauen als aktiven
Dienst für Christus in Übereinstimmung mit seinem Gebot. Diesem Leiden wohnt
nach ihrer Auffassung ein geistlicher Sinn inne, dem Zeugnischarakter zukommt.
Denn der Glaube ist keine Privatsache. Er hat Öffentlichkeitscharakter, beweist
Wirkung und zeigt Ausstrahlung. Die Glaubensgeschwister bilden eine Gemeinschaft
der Mitleidenden und sich Mitfreuenden (vgl. Rom 12, 15). Auf diese Weise
vollzieht sich solidarische Trostpraxis. Dabei lebt die Glaubensverbundenheit
wesentlich vom beständigen Gebet miteinander und füreinander. Mit ihren Ausführungen
rückt Katharina Zell die Gemeinschaft der Heiligen als ein Gut des
Glaubens in den Blick.

Nachdrücklich ermahnt sie ihre Mitschwestern, „das unüberwindliche Wort Gottes
", das sie gehört hätten, nicht aus ihrem Herzen weichen zu lassen. An verschiedenen
Stellen ihres Briefes bittet sie die Empfängerinnen, sie mögen die

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