Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 224
(PDF, 59 MB)
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ihren Glauben zu bewähren. Auch an dieser Stelle spricht sie den bestandenen
Belastungen einen positiven Sinn zu. Indem sie das Leiden als Bewährungsprobe
deutet, wird es zu einer Herausforderung für die Betroffenen und damit zu einer
„produktiven" Möglichkeit, die, wenn sie ergriffen wird, den Leidenden selbst
sowie anderen zugutekommt und nicht zuletzt auf diese Weise Gott ehrt.

Anhand von Jesu Worten über die Nachfolge der Jünger (vgl. Matth 10,37; 19,29;
Luk 14,26) macht die Seelsorgerin den Frauen deutlich, dass sie nur Christen
seien und in die Herrlichkeit mit Christus eingehen könnten, wenn sie sich bereitfänden
, mit ihm zu leiden. Für die Bedrückten läge in der Leidensgemeinschaft
mit Christus eine „große Ehre", die Ausdruck der väterlichen Liebe Gottes sei.
Gerade die allem Anschein nach bedauerlichen Frauen stehen in den Augen Gottes
in seiner besonderen Gunst. Mit dieser Sicht vermittelt Katharina Zell ihnen
ein neues Ansehen. Der Blick auf den gekreuzigten und auferstandenen Herrn, als
den ,^4«/änger und Vollender des Glaubens" (Hebr 12,2), wolle die Frauen darin
bestärken, den Kampf mutig zu bestehen.

Auch wenn Katharina Zell als Mitschwester an die Frauen schreibt, so betont sie
doch an dieser Stelle, dass es Gottes Wort sei, das sie an sie richte: „ Worte, die
nicht mein, sondern die des Geistes Gottes sind". Der Heilige Geist ist es, der
sich durch die menschliche Stimme zu Gehör bringen will, denn nur durch sein
Wirken können die Worte der Schrift die Niedergeschlagenen wirksam aufrichten.
Mit dieser Überzeugung nimmt sich die Autorin einerseits zurück, denn sie weiß,
weder ihre Schriftgelehrsamkeit noch ihre seelsorgliche Kompetenz vermögen
es, ihre Worte letztlich zum Trost für die Frauen werden zu lassen. Andererseits
fühlt sie sich mit ihrer Trostverkündigung als Sprachrohr des Heiligen Geistes
legitimiert.

Die Briefseelsorgerin macht die Frauen darauf aufmerksam, dass unter dem
Druck, dem sie ausgesetzt seien, der Glaube kleinmütig werden könne. Die Anfechtung
bedeute den Ernstfall des Glaubens. Hier entscheide es sich, ob die Frauen
Gottes Zusagen vertrauten oder sich von ihrer negativen Realität bestimmen
ließen. Katharina Zell betrachtet die Anfechtung als einen „seligen Kampf, weil
die Glaubenden gestärkt aus ihm hervorgehen können und neue Erfahrungen mit
Gott zu sammeln vermögen, der sich im Unglück als hilfreiche Kraft erweise. Geradezu
apodiktisch formuliert sie: „So muss es sein: Der Glaube ist kein Glaube,
wenn er nicht angefochten wird. " Um in diesem Kampf nicht zu unterliegen, bedürfe
es der inständigen Gebetsbitte: „Herr, hilf meinem Unglauben!" (Mk 9,24)

Katharina Zell spricht hier aus eigener Lebenserfahrung, hat sie doch als junge
Frau selbst Anfechtungen um des Himmelreichs willen" durchzustehen gehabt,
aus denen sie durch die Schriften Martin Luthers zur Heils-und-Glaubens-Ge-
wissheit befreit wurde.[8] Zeitlebens war sie dafür dem Reformator dankbar ver-

Vgl. Anm. [2], S. 226.

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