Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 226
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0228
und Widrigkeiten des Lebens. Das Vertrauen auf Gott den Vater ist es, was ihren
seelsorglichen Zuspruch in erster Linie leitet. Was von Gott zu erhoffen ist, wird
für sie im Gekreuzigten und Auferstanden offenbar. Es ist für sie ein unumstößlicher
biblischer Glaubensgrundsatz, dass uns nichts, weder Trübsal noch Angst
oder Verfolgung von der Liebe Gottes trennen kann, die in Jesus Christus ist (vgl.
Rom 8,35+39).

Der Erstbrief Katharina Zells an die Kenzinger Frauen ist ein beachtliches reformatorisches
Beispiel parakletischer Seelsorge, einer Seelsorge, die auf die Wirkkraft
des Heiligen Geistes vertraut. Denn der Geist Gottes ist es, der die geschwisterliche
Gemeinschaft derer stiftet, die zu Christus gehören. Es ist der Heilige
Geist, der den Leidenden gegen alle feindlichen Verhältnisse die Gewissheit des
Heilswillens Gottes schenkt und sie die befreiende Glaubenserfahrung machen
lässt, dass dem Widrigen in dieser Welt der bedrohliche Charakter genommen
ist, die ganze und letzte Wirklichkeit zu sein. Die leidvolle Lebensrealität wird
vielmehr hineingenommen in eine umfassende, von Gott gnädig gelenkte Wirklichkeit
.

Auch wenn unter den damaligen politischen Verhältnissen dem reformatorischen
Aufbruch in Kenzingen ein rasches Ende bereitet wurde, so ist uns doch mit dem
Trostbrief von Katharina Zell ein beeindruckendes Glaubenszeugnis überliefert,
das zugleich ein Beispiel eigenständiger weiblicher Mitsprache in einem
öffentlichen Konflikt darstellt. Die Verfasserin erweist sich darin als verständnisvolle
, glaubensstarke Briefseelsorgerin und bibelfeste, fundierte Laientheologin
der ersten Generation der evangelischen Bewegung in Straßburg.
In der Literatur wird sie nicht selten aufgrund ihrer öffentlichen und publizistischen
Tätigkeit als Reformatorin bezeichnet. Nach ihrem Tod geriet Katharina
Zell weitgehend in Vergessenheit. Erste Ansätze ihrer Widerentdeckung finden
sich in der Kirchengeschichtsschreibung im 19. Jahrhundert. Erst jedoch seit dem
Ende des 20. Jahrhunderts wird sie in umfangreicherem Maß wahrgenommen
und in ihrem engagierten, vielseitigen Wirken vermehrt gewürdigt. Angesichts
ihres Lebens und Schaffens kann uns deutlich werden, dass wir Erben sind, und
diejenigen, die vor uns lebten, uns heute etwas zu geben haben. So bleibt es eine
lohnende Aufgabe, sich mit den historischen Quellentexten zu beschäftigen. Denn
„der Vergangenheit gewachsen zu sein, das allein heißt Zukunft gewinnen.u[l0]

Anmerkungen

Den Erstdruck der Trostschrift transkribierte Dr. Georg Fischer. Außerdem richtete er den Text zur leichteren
Vergleichbarkeit mit der aktuellen Übertragung ein. Eine dem heutigen Sprachgebrauch angepasste
Fassung des Schreibens erstellten: Dr. Georg Fischer, Regina Pruner-Fischer und Annegret Blum.
Die Datei finden Sie unter: http://www.evangelische-kirchengemeinde-kenzingen.de/wp-content/
uploads/2017/09/ICatharina-Zell-Brief-Pforte.rtf

[l0] Hans Joachim Iwand, Glaubensgerechtigkeit. Gesammelte Aufsätze II, München 1980, S. 144.

226


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0228