Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 254
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0256
„Stiefsohn des jugoslawischen Königs"

Im Chaos der Nachkriegszeit wurde Babic am 1. November 1918 vom Nationalrat
der Slowenen, Kroaten und Serben zum Kommandanten des 95. Infanterie-
Regiments in Essegg ernannt, wo er bis 1. Januar 1919 diente. Danach hatte der
neue Staat keine Verwendung mehr für ihn. Er wurde nicht, wie von ihm erbeten
, in die jugoslawische Armee aufgenommen, sondern pensioniert. Gemäß seinem
letzten Jahresgehalt von 12 104 Kronen wurde ihm eine Pension von 3 206
Dinar jährlich für mehr als 44 Dienstjahre zubemessen. Im nun vorherrschenden
gesellschaftlichen Klima wurden ehemalige Beamte und Militärs der k. u.
k. Monarchie häufig benachteiligt. Die Währungsumstellung von Kronen auf
Dinar kam für sie einer Enteignung gleich, da sich der Kurs im Verhältnis 4:1
berechnete. Zudem lähmten politische Spannungen die Zusammenarbeit unter
den Behörden der einzelnen Landesteile. Davon zeugt das Schreiben eines unbekannten
Mannes aus Semlin (Zemun/Serbien) vom 12. März 1924, der Babic in
seiner Pensionsangelegenheit beriet. Darin heißt es: „ Unbedingt soll sich [...] der
Appel[l] an die Gerechtigkeit als roter Faden durch alle Zeilen der Beschwerde
durchwinden. Deutlich zum Ausdruck bringen, dass es eine Beschwerde gegen
den Erlass des KM [Kriegsministeriums, Anm. d. Verf.], aber nicht eine Bitte ist.
Mir sind natürlich die Pensionistenverhältnisse in Vinkovci [...] nicht bekannt,
[...] Herr General können ja in die Beschwerde die Namen aller jener anführen,
welche Ihnen zur Verbesserung Ihrer Gebühren dienen können [...]. Möchte abraten
in der Beschwerde anzuführen, dass Herr General bereits ein Gesuch an
den König u. an den Delegat des Finfanz]Ministers] in Novi Sad [eingereicht
haben], denn je mehr solcher Bastarde angegeben werden, desto komplizierter
und langwieriger wird die Erledigung, denn dort drüben weiss ja sowieso einer
vom anderen nichts, alles arbeitet mit Scheuklappen. [...] Also überall ist
Geduld u. ein langes Leben erforderlich." Babic befolgte diesen Rat und ver-
fasste ein Beschwerdeschreiben an den zuständigen Staatsrat in Belgrad: Seine
Pension von 3 026 Dinar jährlich und der Tagessatz zum Ausgleich der Teuerung
reichten nicht einmal für das tägliche Brot und dies benachteilige ihn gegenüber
allen anderen in Vinkovci lebenden Militärpensionären, die noch dazu niederen
Rangs seien und weniger Dienstjahre aufwiesen. So führt Babic einen Oberst
Jovanovic an, der jährlich 36 000 Dinar Pension erhielt, mehr als das Zehnfache
seiner Bezüge. Interessant ist eine handschriftliche Randnotiz, in der Babic argumentiert
, dass er während des Krieges 1916 sieben Monate im Kreiskommando
Uzice/Serbien diente und dort mit dem serbischen Volk in bester Freundschaft
gelebt habe, was durch den Staatsrat leicht nachgeprüft werden könne. Interessant
deshalb, weil der Krieg gegen Serbien von Beginn an durch äußerste Härte gegen
die serbische Zivilbevölkerung geprägt war. Die exorbitanten serbischen
Verluste wurden im neuen südslawischen Staat früh zu einem Opfernarrativ stilisiert
. Ein Geschichtsbild, in dem das k. u. k. Militär verständlicherweise eine
äußerst negative Rolle einnimmt, von der Babic sich nun abzugrenzen versuch-

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