Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 289
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0291
fang von keinem Nachbarort, nicht einmal von der ehemaligen fürstbischöflichen
Oberamtsstadt Ettenheim, erreicht. Zweifellos hat die weite Entfernung N. von
seinem Amtssitz Alpirsbach wesentlich zur Vergrößerung des Aktenumfangs beigetragen
; in der Hauptsache ist dieser jedoch durch den Kampf um die Hoheitsrechte
über N. hervorgerufen worden. Wenn man seine Lage zwischen den Orten
Kenzingen, Bleichheim und Bombach betrachtet, die zusammen mit Herbolzheim
und den beiden Hausen das einstige, vorderösterreichische Oberamt Kenzingen
und Kürnberg bildeten, dann gewinnt man den Eindruck, wie wenn dieses N.
geradezu aus diesem Herrschaftsgebiet herausgeschnitten worden wäre. So ist es
keineswegs verwunderlich, dass das Erzhaus Österreich dieses N. als natürlichen
Bestandteil der Herrschaft Kürnberg betrachtete, die landesfürstliche Oberhoheit
über N. für sich in Anspruch nahm und dem Kloster Alpirsbach nur die niederen
Rechte einer Ortsherrschaft einzuräumen gewillt war. Solange das Kloster Alpirsbach
selbständig war, war es für das große Herrscherhaus Österreich eine Kleinigkeit
, seine landesherrlichen Rechte über N. zur Geltung zu bringen, zumal das
Kloster lange Zeit hindurch den Schutz der Ortschaft den österreichischen Erzherzögen
anvertraut hatte. Dazu kam, dass Ö. viele Jahre hindurch sich wenig um die
Herrschaft Kürnberg bekümmerte, sondern sie meist sogenannten Pfandherren
überliess. Unter diesen Umständen machte sich Ö. auch nichts daraus, als der Abt
von A. auch einmal einen Markgrafen von Baden zum Schirmherr über N. bestellte
. Anders wurde die Sache, als Ö. die Herrschaft Kürnberg wieder aus der Pfandschaft
löste und an sich zog. Das geschah etwa um die Zeit der Glaubensspaltung,
als der Herzog Ulrich von Württemberg nach längerer Verbannung sein Land mit
protestantischer Hilfe aus den österreichischen Händen zurückeroberte, alsdann
die lutherische Lehre in seinem neugewonnenen Lande verordnete und bei dieser
Gelegenheit das „papistische" Kloster aufhob und seiner Herrschaft einverleibte.
Ein Fürst wie der Herzog von Württemberg gibt sich natürlich mit der Rolle eines
Ortsherrn nicht zufrieden, sondern beansprucht neben den Vogteirechten naturgemäß
auch die landesherrliche Oberhoheit über die ihm eigentümlichen Gebiete
. Da Ö. selbst auf Württemberg Anspruch machte und da infolgedessen beide
Fürstenhäuser Feinde waren, nahm der Kampf um die landesherrliche Obrigkeit
über das im österreichischen Gebiet wie ein Keil hineinragende Nordweil harte
Formen an. Jahrhundertelang wachten beide Parteien bei jeder Gelegenheit über
die Erhaltung der beiderseits behaupteten Hoheitsrechte, und aus diesen Streitfallen
erwachsen die umfangreichen Akten über Nordweil. Eine eingehende Schilderung
all dieser Begebenheiten bietet einen trefflichen Einblick in das politische
Geschehen vergangener Jahrhunderte. Wenn es auch nicht erfreulich ist, was man
dabei vernimmt, und wenn auch die Nichtigkeit des Geschehens uns heute völlig
unverständlich erscheint, so ist es doch lehrreich, zu erfahren, woran damals hier
wie an vielen anderen Orten unseres zerrissenen Vaterlandes die Gebiete ihrer
Zeit ihre Tatkraft entfalteten. Für das Verständnis erscheint eine Schilderung der
Herrschaft Kenzingen und Kürnberg sowie des Klosters Alpirsbach unerlässlich".
Bei seinen Studien erkannte Karl Person auch das große Quellendefizit, ob es

289


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0291