Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 28
(PDF, 34 MB)
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seine Frau im Ruhestand leben. Dank ihnen entdecke ich die deutsche Schweiz.
Sie lieben die Seen, und ich begleite sie auf ihren Reisen.

In Gossau besitzen sie ein Geschäft mit dem Namen „Zur Stadt Paris". Sie verkaufen
dort Haushaltswäsche, Bekleidung, Koffer, Reiseartikel, und ich erinnere
mich, dass sie mir einen schönen Koffer schenkten, da der, den ich bei meiner
Ankunft besaß, nicht nach ihrem Geschmack war.

Wie meine Mutter und meine Großmutter kommt die Familie Baer, die in Molsheim
lebt, ursprünglich aus Butzbach. Ihre beiden Söhne Rolf und Arnold besuchen
uns eines Sommers in Maubec mit dem Fahrrad. Sofort nach ihrer Rückkehr
nach Molsheim schildern sie ihren Eltern, in welch prekären Umständen wir leben
.

Ich vermute, dass meine Mutter und meine Großmutter damals sehr fürchten, dass
ich eines Tages alleine im Süden Frankreichs sein werde. Sie wollen, dass ich
meine Herkunft kenne und dass ich in der jüdischen Religion erzogen werde.

Es fallt die Entscheidung, Maubec zu verlassen, um in Straßburg zu leben, wo wir
Freunde und Familie haben.

An die Zeit der Kindheit in Maubec habe ich merkwürdigerweise nur wenige
Erinnerungen. Ich erinnere mich an den Kindergarten, wo ich nach kurzer Zeit in
die erste Reihe komme, weil ich nicht mehr gut sehe.

Mit großem Vergnügen gehe ich, sobald ich kann, zum Essen zu unseren Nachbarn
, den Coudouneaus. Meine Großmutter vergisst nie, sie daran zu erinnern,
dass ich kein Fleisch essen darf, weil wir uns koscher ernähren.

Das Haus, in dem wir wohnen, gehört der Familie Camoin. Ich bin mehrfach dorthin
zurückgekehrt. Es ist lange im gleichen Zustand geblieben. Erst vor kurzem
wurde es in mehrere Wohnungen umgewandelt.

Vor sechs Jahren überreichten mir die Camoins den Umschlag von einem Paket,
das 1946 aus Connecticut aus den Vereinigten Staaten ankam. Es war während 50
Jahren in einer Ecke des Hauses verblieben. Fred Dreifuss, ein Vetter meines Vaters
, schickte uns Pakete. Dieser Umschlag trägt noch das Datum und den Stempel
der Post, von wo aus das Paket abgesandt worden war. Ich weiß nicht, wie unsere
Besucher uns nach dem Kriege wieder gefunden haben, wahrscheinlich durch das
Rote Kreuz.

Im hinteren Garten des Hauses befindet sich ein Brunnen. Eine Nachbarin, Toi-
nette, hilft uns die Pumpe zu bedienen, um meiner Großmutter das Wasserholen
zu erleichtern. Das erlaubt, die Körperpflege meiner Mutter durchzuführen. Ich
werde in einer großen Wanne mit heißem Wasser gebadet.

Der Hauptraum des Hauses befindet sich im Erdgeschoss und dort steht das Bett
meiner Mutter. Ich habe ein großes Schlafzimmer im ersten Stock, wie meine

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