Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 37
(PDF, 34 MB)
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Die beiden Mädchen sind ganz aufgeregt über diesen Aufenthalt in Paris und den

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Besuch der Champs-Elysees. Sie rufen „ Wir sind auf den Champs-Elysees!" und
ich denke „ Diese Brasilianer sind sehr eigenartig, und doch sind wir eine Familie!"

Ein Jahr später, 1968, laden sie mich ein, meine Ferien in Rio zu verbringen. Es ist
mein erster Flug. Leo ist Vater von drei Kindern, Alfredo, Eli und Piedade. Alfredo
heiratet in diesem Sommer Rosinha, und meine Familie aus Salvador ist ebenfalls
eingeladen. Sie kommt vollständig: Simon, seine Frau Guyomar, ihre Kinder Luiz,
Tuca, Mercedes und Yvonne. Sie durchqueren das ganze Land mit dem Auto.

Die Beziehungen zwischen den beiden Familien sind auf Grund unterschiedlicher
Religionszugehörigkeiten angespannt. Meine Familie in Rio ist dem konservativen
Judentum zuzurechnen, während die Familie von Salvador katholisch ist.
Guyomar ist von mütterlicher Seite katholisch und von väterlicher Seite jüdisch.

Bei der Hochzeit treffe ich erneut Irene Volzon mit Ihrem Ehemann Jean. Sie
leben noch in Rio, aber 1972 finde ich sie in Paris wieder. Irene kann das Klima
von Rio nicht vertragen.

In Rio genieße ich die Strände, zumal mein Onkel in der „Praia do Flamengo"
wohnt, also mit Blick auf die berühmte Bucht. Ich werde von allen bestens umsorgt
. Ich bin entzückt.

Durch reinen Zufall treffe ich in meinem ersten Studienjahr in Paris die Jugendfreundin
Monique Levy aus Metz. Bei unserem Gespräch bietet sie mir beiläufig
eine Mitwohn-Gelegenheit in ihrem Appartement in der Rue de Batignolles an.
Ich nehme das Angebot an. Später ziehen wir in die Avenue Mathurin-Moreau
um, wo ihr Vater ihr eine Wohnung gekauft hat. 1969 heiratet sie, aber ich kann
bis zu meinem Umzug nach Brasilien noch bei ihr bleiben.

Die Wohnung besteht aus einer Küche, zwei Zimmern, einem Raum, der als Ankleidezimmer
dient und einer Toilette, die sich zwei Wohnungen teilen. Ohne Badezimmer
muss man zu Freunden zum Duschen, was zu dieser Zeit in Paris gang
und gäbe ist. Meine Freundin lädt mich an den Wochenenden nach Metz ein und
später auch zum Cap Ferrat, wo ihr Vater ein herrliches Anwesen besitzt.

Aber ich selbst muss weiterhin für meinen Lebensunterhalt aufkommen, und dies
ist dringend. Eine polnische Freundin macht mich auf die Anzeige eines Anwalts
aufmerksam. Sie ist der Auffassung, dass die angebotene Tätigkeit für mich geeignet
ist. Bei dem Anwalt handelt es sich um Michel Le Troquer. Er ist der Sohn
von Andre le Troquer, dem ehemaligen Präsidenten der Nationalversammlung in
der Vierten Republik, auch bekannt durch seine Verstrickung in die Affäre um die
„Ballets roses".

Von dieser Geschichte habe ich zuvor noch nie gehört. Zu meinen Straßburger
Zeiten habe ich mich wenig für Politik interessiert. Ich versuche zunächst mit mir
im Reinen zu sein, bevor ich mich mit dem beschäftige, was in der Welt passiert.

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