Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 53
(PDF, 34 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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beherrscht, kann er das Buch über den Widerstand im Pays d'Apt lesen, das ich
ihm schenke. Ihm fallt zu, über meinen Vater zu berichten, worüber ja sonst so
wenig bekannt ist. Die Stadt veröffentlicht im darauffolgenden Jahr die Tagungsbeiträge
, in denen ein Kapitel auch meinem Vater gewidmet ist.

Eine Journalistin befragt uns bei diesem Treffen über unser Leben. Für mich ist
dies eine besondere Herausforderung, zumal ich ausschließlich in deutscher Sprache
antworte. In der Tat habe ich mich sehr auf diesen Austausch vorbereitet. Mit
meinem Deutschlehrer haben wir, mein Mann Jazz und ich, uns sechs Monate
lang mit diesem Text auseinandergesetzt, den ich nun auswendig kenne.

Auf dieser Reise besuchen wir auch Freiburg und begeben uns auf die Spuren
der Stolpersteine. Diese Gedenktafeln aus Messing tragen die Namen von Juden
aus dieser Stadt, samt Geburtstag und Tag ihrer Deportation. Sie sind im Bürgersteig
direkt vor dem letzten frei gewählten Wohnort des Opfers angebracht. Auf
einem Platz unweit vom Bahnhof steht eine Skulptur. Sie stellt einen Mantel aus
Bronze dar, in Eile beim Abtransport liegengeblieben. Gegenüber ist ein Schild
aufgestellt, welches die Richtung und Entfernung nach Gurs angibt. Nach Gurs,
einem Internierungslager am Rande der Pyrenäen, in der Nähe von Pau, wurden
1940 Juden aus Baden und der Saarpfalz deportiert. Das Lager war zuvor von
heimkehrenden Kämpfern im spanischen Bürgerkrieg genutzt worden und seit
Kriegsbeginn zur Inhaftierung sogenannter feindlicher Ausländer.

Im Jahre 2006 gründen die Schüler des Gymnasiums Kenzingen einen Verein zur
Erinnerung. Mit meiner Zustimmung wird dann ein Stolperstein zur Erinnerung
an meinen Vater am Standort unseres früheren Wohnhauses verlegt. Leider kann
ich wegen einer Augenoperation nicht an der Verlegung teilnehmen. Herr Zinsser
hält dabei erneut eine Rede. Ende November 2008 habe ich den Besuch nachgeholt
, um Bilder der Stolpersteine von meinem Vater und den Großeltern von Alice
Dreifuss Goldstein zu machen (S. 72, Abb 8 und S. 130, Abb 3).

Im Oktober 2007 ruft mich Michael Suess aus Tel Aviv an, um mir mitzuteilen,
dass sich ein gewisser Isaac Levendel mit mir in Verbindung setzen will, denn er
bearbeitet die Kriegsarchive der Präfektur der Vaucluse. Wir treffen uns in Paris
in den Archives Nationales. Im Rahmen seiner Nachforschungen in Avignon über
die Deportation seiner Mutter ist er mehrmals auf den Namen meines Vaters gestoßen
.

Auf diesem Weg erfahrt er, dass mein Vater auf einer Deportationsliste von Juli/
August 1942 erscheint. Er stellt die Verbindung mit Bernard Weisz aus Avignon
her, mit dem ich mich dann treffe. Bernard Weisz lebt heute in Chicago, Illinois
in den USA.

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