Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 62
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2019-39/0064
auf freiem Feld (Ferme König), (Camp Marchai), 3. Sektion in der Schule La
Chapelle d'Izon (Abb. 5) und dem angebauten Schafstall (Camp Mistral), 4. Sektion
in einem Forsthaus am Kamm des Gebirges (Camp Verret). Durch seine Aktivitäten
war der Maquis Ventoux schon lange in das Visier der Besatzungsmacht
geraten, durch vorgeschobene Wachtposten mit der Möglichkeit früher Warnung
jedoch relativ gut geschützt.

Der 22. Februar 1944

Am Abend des 21. Februar 1944 gegen 20.30 Uhr erscheinen deutsche Soldaten in
Sederon und umzingeln die ganze Stadt mit einem undurchdringbaren Postenring.
Alle Straßen sind gesperrt, Häuser von Resistance-Angehörigen werden durchsucht
, die ganze Nacht hört man Schreie, Schüsse, Befehle. Bei Tagesanbruch am
22. Februar 1944 werden bei klirrender Kälte über einem mit 30 cm Neuschnee
bedeckten Boden die Wachtposten beim Forsthaus, bei Eygalayes und auf dem
nahen Pass St. Jean überwältigt und die Camps der unteren drei Sektionen eingenommen
. Die Maquisards wehren sich in einem mit großer Tapferkeit geführten
Gefecht von etwa einstündiger Dauer und mit den wenigen ihnen zur Verfügung
stehenden Mitteln wie einigen Handgranaten und einzelnen Maschinengewehren,
können aber der Übermacht an Gegnern und Waffen nicht standhalten.* Auf deutscher
Seite wurde der Angriff von 20 Soldaten einer Luftwaffeneinheit und 20 Angehörigen
des Eliteregiments Brandenburg gefuhrt, letztere bestanden mehrheitlich
aus französischen Söldnern, welche im Kampf gegen Partisanen besonders
geschult waren. Gegen diese Ubermacht hatten die Angegriffenen keine Chance.
Alle Gefangenen dieses Angriffes wurden zum Bauernhof Lambert bei Eygalayes
(Abb. 6) geführt und nach kurzen Verhören in Gruppen zu vier Personen an der
Hinterwand des Gebäudes erschossen (Abb. 7 und 8). Als die letzte Gruppe zur
Hinrichtung geführt wurde, nutzte der Allerletzte die allgemeine Verwirrung und
floh mit nackten Füssen über das angrenzende Schneefeld. Geschützt durch einen
folgenden Kameraden, der hinter ihm blieb und sich für ihn opferte, gelangte er
wie durch ein Wunder unverletzt in das ca. 400 m entfernte Gebüsch und konnte
fliehen. Dieser Uberlebende des Massakers, Pascal Perrin, hat einen bewegenden
Bericht über seine Rettung geschrieben und auch die Frage beantwortet, die
sich die Gefangenen im Angesicht ihres Todes verzweifelt gestellt hatten: Wie
konnte es geschehen, dass die zahlreichen Vorposten überwältigt worden waren
ohne Alarm zu schlagen? Er konnte später berichten, dass er zwei ehemalige Angehörige
des Maquis Ventoux, die seit einigen Tagen verschwunden waren, in
vertraut-freundschaftlicher Unterhaltung im Gespräch mit SS-Offizieren gesehen
hatte. Es stellte sich heraus, dass die Wachtposten durch eine typische Kleidung

* Nach neueren Quellenangaben kam es nur an der , Ferme Montreau' zu einem Feuergefecht mit den
Deutschen. Dort starben die vier ersten Maquisards, darunter auch Alfred Epstein (genannt ,Ettere')".
Siehe „ Vorbemerkungen ", Seite 9ff.

62


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2019-39/0064