Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 75
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2019-39/0077
Die Altdorfer Synagoge, erbaut Mitte des 19. Jahrhunderts, steht an einer Kreuzung
in der Ortsmitte. Wie die anliegenden Gebäude hatte sie eine verputzte
Fassade und ein Ziegeldach. Im Inneren gab es einen kleinen Vorraum mit den
Treppen, die zu der Frauengalerie hinauf führten. Die Mikveh (Ritualbad) diente
Altdorf und der Umgebung, wie auch der koschere Schlachter und die Matzoh
Bäckerei.

Abraham Dreifuß war das erste Mitglied unserer Familie, das schriftlich als wohnhaft
in Altdorf dokumentiert wird. Er war mit seiner Frau, Dosel Weil, dorthin
gezogen. Wir wissen sehr wenig über ihr Leben, bevor sie sich in Altdorf niederließen
, auch nicht, wann sie dorthin zogen. Wir wissen, dass ihr erstes Kind 1799
zur Welt kam und dass über die nächsten zwei Jahrzehnte insgesamt vier Töchter
und vier Söhne geboren wurden. Abraham war Viehhändler wie auch zwei seiner
Söhne, Isaak und Jakob. Die anderen Söhne, Samuel und Simon, waren kleine
Ladenbesitzer oder Händler. Zwei der Töchter haben geheiratet, Babette einen
Mann aus dem Ort, Franziska jemanden aus Rust, einem Ort in der Nähe. Wir
wissen nicht, was mit Blümel und Theila geschehen ist. Isaak, Samuel und Jakob
heirateten Frauen aus Altdorf.

Isaak heiratete zweimal. 1838 heiratete er Sara Schweitzer. In den nächsten 10
Jahren gebar Sara fünf Kinder, davon sind zwei (Fanny und Emanuel) im Säuglingsalter
gestorben. Dusette scheint Altdorf vor ihrer Heirat verlassen zu haben,
und Sophie starb im jungen Alter von 25, ehe sie heiraten konnte. Nur Abraham
heiratete im Ort. Sara selbst verstarb 1847, nur anderthalb Jahre nach der Geburt
ihres letzten Kindes. Da Isaak noch relativ jung war, heiratete er ein Jahr nach
Saras Tod wieder. Seine zweite Frau, Sara Bernheimer, gebar neun Kinder, darunter
Zwillinge. Vier der Kinder verstarben im Säuglings- oder Kindesalter, die
restlichen zogen von Altdorf fort.

Unseren Dokumenten zufolge heiratete also von Isaaks vierzehn Kindern nur
Abraham im Ort. Wir wissen nicht mit Sicherheit, warum so viele von Isaaks
Kindern von Altdorf fortzogen, aber wir können wohlbegründete Vermutungen
anstellen. Mitte des 19. Jahrhunderts war Altdorf eine wachsende Gemeinde, aber
sie hätte mit Sicherheit nicht alle Sprösslinge der fruchtbaren jüdischen Familien
ernähren können, ebenso wenig wie die der Familien ihrer katholischen Mitbürger
. Die Katholiken konnten aber durch das Ankaufen von mehr Land für
Ackerbau und Viehzucht in der Gegend bleiben. Neue Feldpflanzen wie Tabak
wurden eingeführt, die weitere Möglichkeiten für die wachsende Bevölkerung
brachten. Aber Juden durften kein Land besitzen und konnten zu solchen Lösungen
nicht greifen. Daher wurde Auswanderung eine praktische Lösung für die Juden
. Sie hatten familiäre und geschäftliche Verbindungen zu anderen Orten in der
Region. Viele hatten Erfahrungen außerhalb Altdorfs sammeln können, da sie oft
zur Lehre oder zur Weiterbildung fortgeschickt worden waren. Es gab wenig, was

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