Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 105
(PDF, 34 MB)
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folgten jüdischen Bürger" eine politische Aussage sei. Am 8.6.1998 antwortet
Edeltraud Bart an Anne Keßler auf deren Anfrage vom 23.4.1998: „ Wir haben die
Angelegenheit <Einladung auch von Alice Dreifuss Goldstein> dem Gemeinderat
zur Entscheidung in seiner nicht öffentlichen Sitzung am 4.6.1998 vorgelegt. Der
Gemeinderat hat sich mehrheitlich dafür entschieden, Frau Alice Goldstein, geb.
Dreifuss, nicht nach Kenzingen einzuladen. Begründet wurde diese Entscheidung
u.a. damit, dass Frau Alice Goldstein mit Herrn Leo Epstein nicht zu vergleichen
ist, da dieser eine größere Bindung zu Kenzingen habe, da Frau Alice Goldstein
bereits als Kind Kenzingen verlassen hat. Insbesondere wurde darauf hingewiesen
, dass die Einladung an Herrn Epstein symbolischen Charakter habe und er
stellvertretend für alle ehemaligen jüdischen Bürger der Stadt Kenzingen eingeladen
wird... "

Am 30.10.1998 erschien dann der 480-seitige 1. Band der Kenzinger Stadtgeschichte
, in dem dank der Recherchen von Anne Keßler auch ein Abschnitt über
die Kenzinger Juden aufgenommen wurde und so deren Geschichte dem Vergessen
, Verharmlosen, Vertuschen, Verdrängen noch entrissen werden konnte.

Den zwischenzeitlich für die seit 8.10.1998 krank geschriebene Bürgermeisterin
tätigen Bürgermeister-Stellvertreter Hermann Kaspar erinnern am 28.1.1999
Reinhold Hämmerle und am 10.3.1999 Anne Keßler an die Einladung von Leo
Epstein und empfehlen, auch Alice Dreifuss Goldstein einzuladen. Am 22.3.1999
erhält Anne Keßler vom Bürgermeister-Stellvertreter folgende Antwort: „... der
Gemeinderat hat sich in der Sitzung vom 18.2.1999 nochmals mit dem Thema
beschäftigt und nach ausführlicher Diskussion beschlossen, dass es bei der derzeitigen
Beschlußlage bleiben soll. Diese beinhaltet, dass Herr Leo Epstein mit
Begleitung stellvertretend für alle ehemaligen jüdischen Mitbürger Kenzingens
zum Stadtfest eingeladen wird... Er wird selbstverständlich noch die offizielle
Einladung erhalten". Am 5.4.1999 mahnt Leo Epstein bei der Bürgermeisterin
(„ ... ich hoffe, dass Sie gesundheitlich wiederhergestellt sind... ") das Programm
für die Jubiläumsfeiern an „... so kann ich dann sehen, wo ich dabei sein kann. "

Wirre lokalpolitische Situation in Kenzingen

In einem ausfuhrlichen später in nicht öffentlicher Sitzung verlesenem Schreiben
vom 14.4.1999 wandte ich mich an die Gemeindeverwaltung und gab meiner Empörung
darüber Ausdruck, dass Leo Epstein „ eine größere Bindung zu Kenzingen
als Alice Dreifuss Goldstein" haben soll und schrieb weiter: „Ich möchte nun
nicht in die ohnehin wirre politische Situation der Gemeinde Kenzingen durch so
ein sensibles Thema der Erinnerungsarbeit weitere Unruhe hineinbringen, indem
ich öffentlich den Antrag auf Einladung an Frau Goldstein stelle. Ich halte aber
Ihren Beschluß mit seiner fadenscheinigen Begründung für eine glatte Ausladung,

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