Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 179
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2021-40-41/0181
Bei unserem Herbstkonzert 2007, zu dem auch die Gesangsgruppe Lipa (Linde)
mit ihrem Präsidenten Martin Miscovic aus Vinkovci geladen war, durften wir
das Erlernte vortragen. Insbesondere das in seiner Heimat sehr populäre Lied „Ne
dir alte mi ravnicu " des Sängers Miroslav Skoro traf genau die Gemütslage unserer
Gäste, sie waren begeistert. In diesem Lied wird in ergreifender Wehmut der
Verlust heimatlicher kroatischer Erde und der Traum von deren Rückgewinnung
besungen. Die anwesenden Gäste aus Vinkovci sowie die vielen „deutschen"
Kroaten waren sehr angerührt und wir wurden zu einem Besuch in Vinkovci eingeladen.

Dieser Besuch wurde auf Mai 2009 vereinbart und wollte gut vorbereitet sein. Es
war für die meisten Sänger die erste Reise in die dortige Region Ostslawonien.
Vereinbart wurden mit Lipa zwei gemeinsame Gesangsauftritte, einmal im Museumssaal
von Vinkovci und zum Abschlusstag, am Sonntag, eine gemeinsam
mit Lipa und dem Kirchenchor Hl.Cäcilia (Sv Cecilia) der Kirche Sv. Nikolai
gesungene Gounod-Messe {Messe breve no. 7). Für unsere Reise und die Auftritte
hatten wir uns gesanglich verstärkt mit Gastsängern unseres Kenzinger Kirchenchors
.

Da die eingeübten kroatischen Lieder für die Ohren unserer Gastgeber verständlich
und keine Lachnummer sein sollten, legte ich Wert auf größtmögliche phonetische
Korrektheit. Da traf es sich ausgezeichnet, dass ich in der Vorbereitungszeit
den lieben Ivan Domitrovic kennenlernte, einen Kroaten, der schon lange in
Deutschland lebte und uns beim Einstudieren der kroatischen Texte penibel genau
beizustehen hatte. Alle fanden es dann wunderbar, dass Ivan mit seiner Partnerin
Melitta sich entschloss ebenfalls mitzureisen. Dies war für uns ein Glücksfall,
da wir mit ihm einen allzeit bereiten Dolmetscher zur Seite hatten. Er wurde von
uns, aber auch von unseren dortigen Freunden dann bis zur völligen Erschöpfung
„gebraucht".

Meine Einarbeitung in die kroatischen Liedtexte hatte zur Folge, dass mir dann
auch weitgehend die Aufgabe zufiel, neben unserem Vorstand Bernhard Leibecke
die Reise mit vorzubereiten.

Jeder wusste, dass Kroatien nur wenige Jahre zuvor in einem erbitterten Verteidigungskrieg
, „Heimatkrieg" genannt, gegen Serbien sich seine Unabhängigkeit
erfolgreich erkämpfen konnte. Die als Folge dieses Krieges neu eingetretene
Situation galt es vielen Sängern erst einmal zu vermitteln. Sie erhielten schon
Monate vor Reisebeginn in regelmäßigen Abständen kurz gefasste aber intensive
Informationen zu Land und Leuten und alles Wissenswerte, bis hin zu kroatischen
Redewendungen in phonetischer Darstellung. Wichtig war, zuallererst mal
den damals noch tief sitzenden Begriff „Jugoslawien" aus dem Wortschatz zu
verbannen. Unsere kroatischen Freunde reagierten darauf sehr empfindlich. Einer
Sängerin musste zu deren Enttäuschung gesagt werden, dass ihre alten, von
früherer Urlaubsreise übrig gebliebenen jugoslawischen Dinare in Kroatien jetzt
kein Zahlungsmittel mehr seien.

179


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2021-40-41/0181