Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 86
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1874/0094
86 Psychische Studien. L Jahrg. 2. Heft. (Februar 1874.)

entgegen kommen muss."*) Wer in diesen Worten nun
eine mit dem Glauben zusammenstimmende philosophische
Schöpfungslehre ausgedrückt meinen sollte, würde sich arg
getäuscht finden, und zwar aus eigener Schuld, weil er den
Vorbehalt, der in dem Zwischensatze angedeutet ist: „wenn
er (der Glaube) seine eigene Absicht versteht," unbeachtet
gelassen haben würde. Zwar die Abhängigkeit der Welt von
Gott nimmt Lotze in dem Weiteren nicht zurück. Gewiss
nicht, und so bleibt das Extrem Herbaris ferne. Aber fällt
er nicht in das entgegengesetzte Extrem einer pantheistischen
Abhängigkeit von Gott, welche die Freiheit ausschliesst?
Dies begegnet ihm in der That, nicht zwar in der Weise
des gemeinen Pantheismus (eigentlich Pankosmismus), wohl
aber in der Form des Persönlichkeitspantheismus, welcher
den Begriff der Schöpfung in den der immanenten Erzeugung
oder Selbstgestaltung umdeutet. Diese Umdeutung
wird dann von Lotze als die Wahrheit des christlichen
Schöpfungsbegriffs genommen und dargeboten, während sie
in Wahrheit die Verneinung desselben ist. Sie legt sich
in folgendem Passus Lotze's dar:

„Eine solche Annahme nun bietet sich dem Idealismus
in der Ueberzeugung, zu der wir schon auf anderem Wege
gelangten, dass alle einzelnen Dinge nur als Modificationen
eines einzigen unendlichen Wesens denkbar sind. Wir
Hessen damals unklar, was dieser Name der Modifikation
positiv bedeute; es reichte hin, dass er die Selbstständigkeit
der Dinge dem Unendlichen gegenüber verneinte. So
freilich war es schon damals nicht gemeint, dass das Unendliche
nach Analogie eines formbaren Stoffes gedacht
würde, aus dessen einzelnen Theilen durch verschiedenen
Zuschnitt die mannigfachen Dinge als nun selbständige
Gebilde entständen; aber auch, wenn wir jetzt jenen Namen
dahin deuten, dass die Dinge Zustände des Leidens und
der Thätigkeit des Unendlichen seien, meinen wir doch
nicht, dass sie nun, zwar ohne die Selbständigkeit auf sich beruhender
Substanzen zu erreichen, gleichwohl als solche
Zustände des Unendlichen ausserhalb der Geister Wirklichkeit
hätten; sie gelten uns vielmehr für Thaten des Unendlichen
, die nur innerhalb der Geister gethan werden,
oder für Zustände, die es nur in ihnen erfährt. In den
einzelnen Geist sich dahingehend und in ihm wie in allen
seines Gleichen als Grund ihres Lebens wirksam, entwickelt
das Unendliche eine Reihe von Thätigkeiten, von
denen, wie sie geschehen, dem endlichen Bewusstsein un-

*) Mikrokosmus vod H> Lotze. 2. Aufl. III, 6.


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